Gelegentlich fördert das Durchblättern eigener Ablagen Artikel zu Tage, die trotz ihres Jahre zurückliegenden Erscheinens eine Überraschung auslösen. So der Artikel von Christian Bartsch, einem Ingenieur und Fachjournalisten, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 27. März 2007 mit dem Titel „Mehr Licht im Dunkel des Klimawandels“ [1]. Schnee von gestern, dachte ich mir, umso erstaunlicher die Feststellung, dass dieser Artikel unverändert auch noch heute erscheinen könnte. Bedauerlich nur, dass sein „Licht“ aus Fakten und Folgerungen nicht zur geistigen Erhellung maßgeblicher Politiker nebst sie beratender Wissenschaftler geführt hat, die unbeirrt der Ansicht sind, dass die vom Menschen verursachten Kohlenstoffdioxid-Emissionen unseren Planeten aufheizen würden und Milliarden Euro ausgeben, die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas langfristig zu verhindern. Die renommierte FAZ berichtete das genaue Gegenteil.
Akribisch wurde von Bartsch zusammengetragen und ausgewertet, was sich zur Entwicklung von Wetter und Klima sagen lässt, ohne „in Szenarien von Horror und dem Ende der Zivilisation zu verfallen“, was leider auch heute noch in vielen Medien der Fall ist. Der menschliche CO2-Beitrag solle weder verniedlicht noch abgestritten werden, nur tauge er nicht dazu, eine Klimahysterie auszulösen. Schon gar nicht zu einer Prognose der Klimaentwicklung in 100 Jahren, wenn die Wettervorhersage für die kommenden drei Tage mit Unsicherheiten behaftet sind.
Kalt- und Warmzeiten haben sich im Laufe der Erdgeschichte unablässig abgelöst. Bartsch bezieht sich auf Berechnungen des Niels-Bohr-Institutes und beruft sich auf Auswertungen von Bohrkernen aus ewigem Eis und Sedimenten, die ein recht gutes Bild der großräumigen Temperaturentwicklung der vergangenen Erdzeitalter liefern würden. Sein Exkurs über diese Entwicklung lässt sich wie folgt zusammenfassen:
8000 bis 6000 vor Christus war es auf der Nordhalbkugel der Erde deutlich wärmer als heute. Obwohl extrem wenig Kohlendioxid in der Luft war. Danach stieg der Anteil des Gases, die Erdtemperatur sank jedoch. Zu Christi Geburt setzte eine Warmzeit ein, die Römer konnten dadurch ihr Weltreich bis in den fruchtbaren Norden Englands ausdehnen.
In den Jahren 300 bis 800 folgte eine Kaltzeit. Die Germanen zogen Richtung Süden (“Völkerwanderung”). Danach wieder eine Warmzeit: Wein wuchs vom Niederrhein bis nach Neufundland, im Rheinland wuchsen Feigen und Oliven. Grönland (“Grünland”) wurde besiedelt. 1300 bis 1700 eine neue Kaltzeit in Europa: Schnee im Hochsommer, der Bodensee fror zu. Ernten fielen aus, Menschen hungerten. Lufttemperatur im Sommer: manchmal nur 15 Grad. Ab 1800 wurde es wieder wärmer, jedoch stark verzögert wegen eines Vulkanausbruchs in Island (verdunkelte die Atmosphäre). Der CO2-Gehalt der Luft blieb aber fast konstant.
Gerade in diesem Frühjahr 2020 mit den ungewöhnlich warmen Monaten April und Mai fehlte in keinen Medien der Hinweis auf den Klimawandel. Sie sind mitnichten ein Hinweis auf Klimaänderung, die sich erst in einem Zeitraum von mehreren Dekaden erkennen lässt. Im Dezember 1907 war in Deutschland ein solch mildes Frühlingswetter, dass schon die Knospen austrieben. Im Sommer 1904 herrschte in Europa tropische Hitze, die Elbe war fast völlig ausgetrocknet.
Die wahrscheinlichste Erklärung für die ständigen Temperaturänderungen würden die Aktivitäten der Sonne und ihr Einfluss auf die Wolkenbildung liefern. Vermutet hätte man das schon lange, doch erst den beiden dänischen Wissenschaftlern Friis-Christensen [2] und Lassen [3] sei es im Jahre 1996 gelungen, dafür erste Beweise vorzulegen. Inzwischen sind die Belege überwältigend, dass die Temperatur auf der Erde eine maßgebliche Folge der Sonnenaktivität ist, wie wir hier und hier berichteten.
Um dem Leser Appetit auf die noch immer aktuellen Aussagen von Bartsch [1] zu machen, hier ein paar seiner Schlusssätze aus dem Jahr 2007:
„Inzwischen hat die „Klimakatastrophe“ auch die letzte Regierung der Erde erreicht. Das Kyoto-Protokoll wurde geboren, die unsinnigste Geldvernichtungsmaschine, die die Politiker erfinden konnten. Vor allem die deutschen Regierungen begannen, die Wirtschaft des Landes ökologisch auszurichten, ohne auf die Warnungen jener Naturwissenschaftler zu hören, die der Klimakatastrophe noch nicht erlegen waren. [….] Wann das Unheil (der Selbstverstümmelung) sein Ende findet, vermag niemand zu sagen.“ Sie hält auch 13 Jahre später unverändert an, noch verstärkt um den Ausstieg aus der Kernenergie und absehbar auch aus der Kohle.
Christian Bartsch sei Dank für seinen großartigen Artikel und der FAZ für die Veröffentlichung.
[1] https://www.faz.net/aktuell/wissen/klima/mehr-licht-im-dunkel-des-klimawandels-1407477.html
[2] https://science.sciencemag.org/content/254/5032/698
[3] https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/0021916994000886?via%3Dihub