Entgegen der Prognose steigen die Kosten von Windenergieanlagen

Die Strompreise in Deutschland stiegen zu Jahresbeginn 2021 um 2,6 Prozent, obwohl die Bundesregierung viel Geld für zur Stabilisierung des Strompreises bereitstellt hat, um die EEG-Umlage zu deckeln, die jetzt 6,5 Cent pro Kilowattstunde beträgt. Dieser Betrag macht allein ca. 22 Prozent des Strompreises aus, der nach Merkel Aussage in 2011 bis 2020 nicht höher als 3,5 Cent pro Kilowattstunde sein sollte.  Die teure Förderung der erneuerbaren Energien Wind und Solar, die Kosten der Abregelung, die negativen Stromkosten (Zahlungen an Nachbarländer, die unseren überschüssigen Strom abnahmen), tausende Kilometer neuer Netzleitungen und Erdverkabelung haben dazu geführt, dass eine Kilowattstunde Strom für den Endverbraucher nirgendwo in der Europäischen Union so viel kostet wie in Deutschland. Der Strompreis hat, wenn nicht eingegriffen wird, noch längst nicht das „Ende der Fahnenstange“ erreicht. 

Und wofür? Für Strom aus Windenergie- und Solaranlagen, deren gesicherte Leistung zwischen 0 und 2 % liegt und zwar unabhängig von der installierten Gesamtleistung dieser Anlagen. Der Grund dafür wurde von Linnemann und Vallana ausführlich beschrieben [1].

Zusätzlich zur Gefährdung der Versorgungssicherheit kommen weitere enorme Kosten des offshore-Windenergieausbaus hinzu. Am Beispiel Großbritannien haben wir dies bereits berichtet. Gordon Hughes [2], Professor of Economics at the  University of Edinburgh, hat die Kostenentwicklung einer genauen Analyse unterzogen. Hierin kommt er zu folgenden Erkenntnissen:

„Die von Regierungsbehörden und vielen anderen veröffentlichten Prognosen über die Kosten für das Erreichen von Net-Zero stützen sich auf Kostenschätzungen, die nur Wunschdenken sind. Sie haben keine Grundlage für tatsächliche Erfahrungen und für eine realistische Einschätzung der Kostentrends.“ Nach Hughes’ Berechnung würden die Kosten für die Erreichung des Netto-Null-Ziels bis 2050 mit großer Wahrscheinlichkeit über 10% des jährlichen britischen Bruttosozialproduktes (BIP) betragen und nicht, wie behauptet, 1-2% des BIP.

Weil die Kosten aus dem Ruder laufen würden, wären „Rettungsaktionen für Windparks und Finanzdienstleister unvermeidlich.“ „Die Regierung schafft eine Situation, in der sie keine andere Wahl hat, als wirtschaftliche bedrohte Projekte zu retten, nur um die Kontinuität der Stromversorgung sicherzustellen. Es wird darum gehen, wie die Verluste verteilt werden, aber letztendlich werden sie weitgehend von Steuerzahlern und Energiekunden getragen. Jeder Geschäftsinvestor außerhalb des Sektors für erneuerbare Energien sollte auf der Grundlage planen, dass die Strompreise im Jahr 2030 real 3-4 Mal so hoch sein werden wie heute.“

In Berichten über die Bedeutung der erneuerbaren Energien sei stets die Rede davon gewesen, dass die Kosten des Stroms aus erneuerbaren Energien künftig rapide fallen würden. Diese Prognose hat Hughes [3] kritisch untersucht und kommt dabei zu folgendem Ergebnis:

„Die tatsächlichen Kosten für die Onshore- und Offshore-Winderzeugung sind in den letzten zwei Jahrzehnten nicht – wie erwartet – wesentlich gesunken, und es besteht wenig Aussicht, dass sie in den nächsten fünf oder sogar zehn Jahren erheblich sinken werden.“

Die mittlere abgerufene Leistung habe sich zwar bei neuen leistungsstärkeren Anlagen, insbesondere Offshore-Anlagen, erhöht, aber diese Gewinne wurden durch höhere Betriebs- und Wartungskosten ausgeglichen.

Die Kapitalkosten pro MW Kapazität für den Bau neuer Windparks von 2002 bis etwa 2015 sind erheblich gestiegen, nur im günstigsten Fall konstant geblieben. Die endgültigen Kosten sind gegenüber Prognosen in der Regel erheblich höher, so dass Prognosen über künftige Kosten nur wenig Gewicht beigemessen werden können.

„Die Betriebskosten pro MW neuer Kapazität sind in den letzten zwei Jahrzehnten sowohl für Onshore- als auch für Offshore-Windparks erheblich gestiegen. Darüber hinaus steigen die Betriebskosten für bestehende Windparks mit zunehmendem Alter tendenziell noch schneller an. Der Kostenanstieg für neue Kapazitäten geht auf die Verlagerung an Standorte zurück, die weiter entfernt oder schwer zu warten sind. Ein Großteil des Anstiegs mit dem Alter ist auf die Häufigkeit von Geräteausfällen und die Notwendigkeit vorbeugender Wartung zurückzuführen, die beide stark mit der Einführung neuer Generationen größerer Turbinen verbunden sind – sowohl an Land als auch auf See.“

„Die Kombination aus steigenden Betriebs- und Wartungskosten und niedrigeren Erträgen mit zunehmendem Alter bedeutet, dass die erwarteten Erlöse aus der Stromerzeugung noch vor Ablauf von Verträgen, die über dem Markt liegende Preise garantieren, unter den erwarteten Betriebskosten liegen. Die Laufzeit dieser Verträge wurde verkürzt, was bedeutet, dass die Kapitalkosten über eine kürzere wirtschaftliche Lebensdauer erstattet werden müssen, was die effektive Kapitalanforderung erhöht.“ (Zitatende)

Zu einem gleichen Ergebnis gelangte Andrew Montford. In der Zusammenfassung seines Berichtes [4] schreibt er:

„Befürworter der Windenergie – einschließlich offizieller Stellen – behaupten, dass die Kosten für Offshore-Windenergie dramatisch gesunken sind. In diesem Papier werden die Zahlen, die sie zur Untermauerung dieser Behauptungen vorgelegt haben, mit drei separaten umfassenden Überprüfungen der britischen Offshore-Flotte verglichen, die auf geprüften Konten und tatsächlichen Betriebsdaten basieren. Es vergleicht auch die Kapitalkostenprognosen der Befürworter für die nächste Generation von Windparks mit Aussagen von Windparkentwicklern.

Befürworter behaupten, dass die Kosten für Windparks seit mehreren Jahren rapide gesunken sind, obwohl allgemein Einigkeit darüber besteht, dass die Kosten im Durchschnitt immer noch ein Mehrfaches der Stromkosten von Gaskraftwerken betragen. Sie unterstellen, dass Windparks, die in den Jahren 2019 und 2020 in Betrieb genommen wurden, dramatisch niedrigere Kosten haben werden und die in den kommenden Jahren noch niedriger sein werden.

Die Kapitalkostenelemente all dieser Vorhersagen widersprechen größtenteils den Zahlen der Windparkentwickler selbst. Die Finanzkonten von „Beatrice“, dem einzigen Offshore-Windpark, der 2019 in Betrieb genommen wurde, zeigen bereits, dass die Schätzungen der Befürworter in der Praxis nicht erreicht werden können.

Die Windparks der Dogger Bank, die in seichten Gewässern gebaut werden sollen, haben möglicherweise etwas geringere Kosten. Für die meisten künftigen Offshore-Windparks dürften die Kosten jedoch bei etwa 125 bis 150 Britische Pfund / MWh bleiben, was etwa dem Vierfachen der Stromkosten eines gasbetriebenen Kraftwerks entspricht.“

 

Diese Erkenntnisse sind auch für Deutschland von Bedeutung. Die Bundesregierung will die installierte Leistung von Windenergieanlagen auf See ab dem Jahr 2021 bis zum Jahr 2030 auf insgesamt 15.000 Megawatt steigern [5]. Insgesamt sind Ende 2020 rd. 1.500 Offshore-Windenergieanlagen mit einer Gesamtkapazität von etwa 7.700 MW am Netz.

Helikopter sprüht Enteisungsmittel

Eine aktuelle Meldung vom 16.2.2021 [6] sollte zu denken geben: Bedingt durch starken Kälteeinbruch in dem energiereichen US-Bundesstaat Texas (!) kam es unter anderem wegen eingefrorener Windenergieanlagen zu einem großflächigen Stromausfall.

 

[1] Thomas Linnemann, Guido S. Vallana, „Windenergie in Deutschland und Europa“, Teil 2: Europäische Situation im Jahr 2017, VGB PowerTech 10/2018

[2] https://ref.org.uk/ref-blog/365-wind-power-economics-rhetoric-and-reality

[3] https://www.ref.org.uk/Files/performance-wind-power-uk.pdf

[4] https://www.thegwpf.org/content/uploads/2021/02/Offshore-Wind-LCOE.pdf?mc_cid=58041dcc09&mc_eid=2560bc397b

[5] https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Textsammlungen/Energie/foerderung-fuer-den-ausbau-der-erneuerbaren.html