Es häufen sich Meldungen in den Medien über die Gefahr eines längerfristigen totalen Stromausfalls (Blackout), über seine katastrophalen Folgen je nach Dauer des Ausfalls, über Ratschläge wie man sich in dieser Situation zu verhalten hat und welche Vorkehrungen sinnvollerweise jeder Bürger treffen sollte. Meldungen, wie sich Kommunen, Krankenhäuser, Unternehmen auf einen Blackout zu schützen versuchen. Meldungen, die viele Menschen in Deutschland verunsichern.
Es ist die Rede davon, dass in Deutschland in kurzer Zeit 650.000 elektrische Radiatoren von Bürgern erworben worden sind als Vorsorge gegen ausbleibende Gasversorgung und damit Verlust der Heizung. Üblicherweise haben die Radiatoren eine Leistung von ca. 2.000 Watt. Im unwahrscheinlichen Fall ihres gleichzeitigen Betriebes würde der Leistungsbedarf um 1300 MW hochschnellen, was der Leistung eines Kernkraftwerkes entspricht.
Der Handel mit Notstromgeneratoren floriert. Inzwischen gibt es Lieferzeiten von einem halben Jahr.
In der „Welt am Sonntag“ vom 20.11.2022 hatte der Chef des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Ralph Tiesler gewarnt: „Wir müssen davon ausgehen, dass es im Winter Blackouts geben wird.“
Das Bundesinnenministerium pfiff ihn zurück. Ein großflächiger Stromausfall im Winter sei „äußerst unwahrscheinlich“. Tieslers Aussage habe sich auf eine „regional und zeitlich begrenzte Unterbrechung der Stromversorgung bezogen“. Eine Aussage, die die allgemeine Unsicherheit weiter anheizte.
„FOCUS-online“ vom 24.11.2022 wollte es genauer wissen und fragte beim Krisenforscher Frank Roselieb (Kiel) nach. Seine Ansicht: „Die Klarstellung des BBK deckt sich leider mit dem fatalen Bild, das die Krisenpolitik der amtierenden Bundesregierung seit einiger Zeit erzeugt.“ Tiesler sei ein äußerst erfahrener Katastrophenschützer mit drei Jahrzehnten Berufserfahrung. Im Kern würden sich seine Aussagen mit dem Ergebnis einer Sonderanalyse der vier Übertragungsnetzbetreiber vom September 2022 decken:
Wörtlich heißt es dort: „In allen drei betrachteten Szenarien zeigt sich die Versorgungssituation im kommenden Winterhalbjahr äußerst angespannt – in Europa kann im Strommarkt die Last nicht vollständig gedeckt werden.” Und weiter: „In den beiden kritischeren Szenarien treten in einigen Stunden Lastunterdeckungen auch in Deutschland auf.“
Laut “FOCUS” schließt Roselieb nicht aus, dass es in den Wintermonaten zu regionalen Stromausfällen kommen könnte – und kritisiert die Krisenpolitik der amtierenden Bundesregierung. „Dort bricht man mit den bewährten Grundsätzen guter Krisenprävention wie Redundanz, Resilienz und Robustheit.“ Stattdessen werde versucht, „die Gesetze der Physik auszutricksen“.
Die Krisenforschung suche stets nach der „gesicherten Leistung“, erklärt Roselieb. „Diese Verlässlichkeit können durchaus auch regenerative Energien liefern wie beispielsweise die Wasserkraft, vor allem aber Gas, Kohle, Öl und Atom. Hier kann man sich Kohle und Brennstäbe mit Vorlauf beschaffen und auf Halde legen“, so Roselieb.
Bei der Solar- und Windenergie geht das nicht. Es ist und bleibt eine Zufallsenergie. Die gesicherte Leistung ist folglich gleich null. Wer mittelfristig allein hierauf setzt, multipliziert oder addiert also null mit null – und geht bei einer ‚Dunkelflaute‘ leer aus“, warnt der Krisenforscher.
„Auch hinreichende Speicherkapazitäten für die gesamte Bundesrepublik sind nach den Gesetzen der Physik in den nächsten Jahren nicht annähernd realisierbar. Das gilt erst recht bei einem massiven Ausbau der E-Mobilität. Hier hilft nur ein redundanter Mix verschiedener Energieträger“, so der Experte.