Zu dem F.A.Z.-Artikel „Habeck lässt Wissing im Atomstreit abblitzen“ vom 04.01.2023 nimmt Prof. Dr.-Ing. Helmut Alt Stellung.
In dem F.A.F.-Artikel vertritt Habeck die Ansicht, die Versorgungssicherheit in Deutschland sei jetzt und in Zukunft auch ohne Kernkraftwerke gewährleistet, auch bei steigendem Strombedarf. Deutschland verfüge über eines „der sichersten und zuverlässigsten Stromsysteme weltweit“. Entscheidend dafür sei der beschleunigte Ausbau der erneuerbaren Energien, der mit dem Kohleausstieg bis 2030 einhergehe.
Dazu Prof. Alt: “Es ist unverständlich, wie man auf den Leistungsbetrieb der Kernkraftwerke mit CO2– freier Stromproduktion und auf Kohle und Gas/Öl-Kraftwerke verzichten zu können glaubt, wenn man sehenden Auges zur Kenntnis nehmen muss, dass dreieinhalb Wochen im Dezember 2022 der Anteil der Solar- und Windenergieanlagen, wie vorstehendes Diagramm doch eindeutig zeigt, wetterbedingt nahezu unbedeutend ist:
Nun betrachten wir die Stromerzeugung, wie sie nach der Vision vom WM Dr. Robert Habeck mit dem Ausbau der „Erneuerbaren“ bis 2030 aussieht:
Die Zeiten mit überschüssigem Strom aus Solar- und Windenergieanlagen sind an den Tagen zur der zweiten Monatshälfte bereits erheblich über bedarfsdeckend. Zu Zeiten mit wenig starkem Wind ist fast immer die gesamte Leistung (Lückenlast, rd. 40 % der Tagesspitzenleistung) durch konventionelle Kraftwerke, welcher Art auch immer, zu erbringen.
Die Kosten dieser Stromerzeugung sind wegen der hohen Fixkosten sehr hoch und das gesamte Strom-Erzeugungssystem wird mit jedem weiteren Zubau immer ineffizienter. Der Leistungsüberschuss kann in Elektrolyseanlagen zur Wasserstofferzeugung zwar genutzt werden, jedoch arbeiten derartige Anlagen wegen der schwankenden Betriebsweise extrem ineffizient.
Es wäre ein Wunder, ohne diesen Leistungsanteil aus Kern-, Braunkohle-, Steinkohle- und Oil-/Gaskraftwerke, die Bedarfsleistung decken zu können. Die Werthaltigkeit des Überschussstromes aus Solar- und Windenergieanlagen wird derzeit an der Strombörse in Leipzig mit Null oder sogar mit negativen Preisen gehandelt. Daher ist dringend ein ideologiefreies Überdenken unserer Energiepolitik geboten.
Aus den Diagrammen geht selbst für jeden Laien in der Stromversorgungsthematik klar hervor, dass mit dem weiteren Zubau von Solar- und Windenergieanlagen die öffentliche Stromversorgung, ohne zusätzliche Gas- oder Kohle- oder Kernkraftwerke eine unerfüllbare “Grüne Utopie” bleiben muss, die allerdings unsere aller Stromversorgung in unbezahlbare Höhen treiben wird. Nachdem Pipeline-Gas aufgrund des Putinschen Angriffskrieges gegen die Ukraine ausgefallen ist, bleibt uns nur die Wahl zwischen der, nach der Verbrennung CO2-behafteten Kohle und CO2-freier Kernenergie, beide zu etwa gleich hoher Kostenbelastung, aber deutlich kostengünstiger als Strom aus Wind- und Solaranlagen zur sicheren, rund um die Uhr Versorgung. Die Braunkohlevorräte-Lagerstätten im Rheinland und Ostdeutschland sind ohnehin zeitlich begrenzt, das Natururan weltweit jedoch relativ nur im Jahrhundertmaßstab begrenzt und kann, falls die Menschheit Glück hat, in rd. 200 Jahren durch die Kernfusions-Kraftwerke ersetzt werden.”