Vor rund zwei Jahren hat der im Prinzip in Deutschland entwickelte, aber verschmähte Kugelhaufenreaktor in China den Betrieb aufgenommen [1]. Auch die Kugel-Brennelemententwicklung der NUKEM hat China gleich mitübernommen.
Die mit deutschen Steuergelder geförderte und entwickelte Solartechnik hat nach anfänglichem Firmenboom reihenweise zu Firmenpleiten in Deutschland geführt. In China konnten die Photovoltaik-Elemente deutlich preisgünstiger gefertigt werden. Aus war es mit deutscher Wertschöpfung und Arbeitsplatzbeschaffung bei der Photovoltaik.
Nun folgen die Windenergieanlagen. Und das in einer Zeit, wo die europäische Windindustrie ohnehin in der Krise steckt. Die wichtigsten Unternehmen machen Verluste oder haben technische Probleme. In Brüssel wächst die Sorge, dass der Branche das Schicksal der Solarindustrie droht: Sie wird von der Billigkonkurrenz aus China verdrängt.
Die schiere Menge an Turbinen, die Chinas Windindustrie liefern kann, ermöglicht es ihr, immer niedrigere Preise anzubieten – und die europäischen Konkurrenten zu unterbieten. Chinas Anteil an der weltweiten Produktion von Rotorblättern für Onshore-Windenergieanlagen ist von 20 auf 60 Prozent gestiegen.
Neun der 15 größten Turbinenhersteller kommen mittlerweile aus der Volksrepublik. Chinesische Unternehmen wie Goldwind und Envision haben sich lange Zeit auf ihr Heimatland konzentriert, aber das ändert sich jetzt. Sie expandieren in Drittmärkte und stehen damit in direkter Konkurrenz zu Vestas, Siemens Gamesa und anderen Unternehmen aus der EU. Zum Beispiel in Serbien und der Türkei [2].
Chinas Hersteller von Windkraftanlagen profitieren vom heimischen Boom. Die Angebote der Chinesen sind sehr attraktiv, weil staatliche Entwicklungsbanken helfen und Kredite anbieten. Diese müssen erst dann zurückgezahlt werden, wenn die Windräder Strom produzieren und ihre Betreiber Geld verdienen, wie Branchenexperten berichten. Die Wirtschaftsplaner in Peking nutzen ihr groß angelegtes Außenhandelsprojekt “Belt and Road”, auch bekannt als Seidenstraßen-Initiative [2].
Dem haben die Europäer wenig entgegenzusetzen. Die EU-Infrastrukturinitiative Global Gateway soll ein Gegengewicht zu “Belt and Road” schaffen, kommt aber nur langsam voran. Das gilt übrigens auch für den Ausbau der Windenergie in Europa: Die EU verfehlt ihre eigenen Ziele.
Chinesische Hersteller hingegen profitieren vom Boom, den die Windkraft in der Volksrepublik erlebt. Im Jahr 2021 wurden in China Anlagen mit einer Leistung von knapp 50 Gigawatt installiert, in Europa waren es nur rund zehn Gigawatt. Zur Klassifizierung: Ein Gigawatt entspricht in etwa der Leistung eines Kernreaktors.
Lobbyisten in Brüssel befürchten, dass die Chinesen bald auf dem europäischen Markt Fuß fassen werden. Dies würde zwar die Kosten für den Bau von Windparks senken, aber die Abhängigkeit von China erhöhen. Hingegen sollen erneuerbare Energien Europa aus der Abhängigkeit von autoritären Brennstofflieferanten wie Russland befreien. Die Windkraft spielt dabei eine Schlüsselrolle.