200 Jahre Erdöl aus Wietze -Ob sich die Förderung noch einmal lohnt?

Wietze im Landkreis Celle, wer kennt das schon? Dort wurde im 19. Jahrhundert Erdöl entdeckt, gebraucht als Schmierstoff für Ackerwagen. Und bis zur Erdölgewinnung im Nahen Osten und Texas gab es in der kleinen niedersächsischen Gemeinde an der Aller förmlich einen Boom. Eine Art Goldgräberstimmung setzte nach dem „schwarzen Gold“ ein. Das war einmal, heute erinnert das Deutsche Erdölmuseum an die goldenen Jahre in Wietze. Und es wurde gleich zweimal Jubiläum gefeiert, einmal offiziell 150 Jahre Erdölgeschichte und dann 50 Jahre Erdölmuseum. Aber, eigentlich gibt es das Thema ‚Erdöl aus Wietze‘ schon Jahrhunderte und interessant sind die letzten 200 Jahre. Die Frage stellt sich auch, ob deutsches Erdöl künftig, wenn die internationalen Erdölvorkommen mal weniger werden sollten, noch eine Bedeutung haben könnte.

Braunkohle gesucht – Erdöl gefunden

Eine schwarze ölhaltige Masse trat in dem Gebiet in und um Wietze immer mal wieder an die Oberfläche. Erste urkundliche Erwähnungen gab es 1620. Man konnte mit dem stinkenden „schwarzen Zeug“ nicht so richtig was anfangen. Allenfalls war es zum Schmieren der Radachse an Pferdekutschen geeignet. Auch als Heilmittel soll es Verwendung gefunden haben.

In solchen ‚Ölkuhlen‘ trat das stinkige Erdöl an die Oberfläche und wurde zunächst als Schmiermittel genutzt.

Dort, wo es dieses schwarze Zeug gibt, so die damalige Wissenschaft, muss es auch Braunkohle geben. Man schickte den hannoverschen Professor Georg Hunäus von der Königlichen Regierung 1858/59 nach Wietze, um nach Braunkohle zu suchen.

Er traf in 37 m Tiefe stattdessen auf Erdöl. Die nach seinem Entdecker benannte Stelle gilt heute als eine der ersten erfolgreichen Erdölbohrungen weltweit. Zum 150jährigen Jubiläum bezogen auf die erste Bohrung wurde der Originalschauplatz nahe dem Ortskern rekonstruiert und mit einer großen Infotafel für die Besucher ausgestattet.

Ein Denkmal erinnert an die erste weltweite Bohrung nach Erdöl.

Boom auf Erdöl

Es setzte ein Boom auf die Gewinnung von Erdöl in Wietze ein. Im dem kleinen Heidedorf war auf einmal was los. Überall Bohrtürme und viele Menschen fanden Arbeit. Sogar das „horizontale Gewerbe“ gab sich ein Stelldichein, denn die schwer arbeitenden Menschen sollten ja auch ihr Vergnügen haben.

Schaut man sich Bilder aus vergangenen Zeiten an, so bestimmten hunderte Bohrtürme die Wietzer Heidelandschaft – wie im amerikanischen Texas. Nach der Entdeckung von Erdöl durch Bohrungen von Professor Hunäus entstand vor 150 Jahren ebenfalls eine Erdölindustrie.

Viele Jahrzehnte prägten Bohrtürme die Heidelandschaft in Wietze, Quelle: Archiv Erdölmuseum

Aber nicht nur durch Bohrungen wurde Erdöl gewonnen, sondern auch durch bergmännischen Abbau. Über 95 km Stollen hatte man in einer Tiefe bis 300 m ausgebaut und das Erdöl wurde durch Abflussrinnen aufgefangen oder auch mit Stieleimern abgeschöpft. Selbst der ölhaltige Sand wurde nach oben befördert und ausgewaschen. Der Rest fand auf einer Abraumhalde, die heute noch als touristischer Ausguck genutzt wird (im Volksmund ‚Kippe‘ genannt), einen endgültigen Verbleib.

Weltweit gab es nur ein Bergwerk, wo das Erdöl bergmännisch abgebaut wurde.

Deutsches Erdölmuseum Wietze

Die Erdölgewinnung in Wietze wurde Anfang der 60er Jahre eingestellt. Das Erdölbergwerk war das Einzige dieser Art in der Welt und nicht mehr rentabel. Erdöl von besserer Qualität konnte auf dem Weltmarkt billiger gekauft werden.

An die historisch spannende Zeit der Erdölförderung, die über 2000 Bohrungen und ein Erdölbergwerk hervorbrachte, erinnert das Deutsche Erdölmuseum. Auf dem weitläufigen Museumsgelände befinden sich mehrere denkmalgeschützte technische Relikte aus der Frühzeit der Erdölgewinnung um 1900 sowie Bohr- und Fördereinrichtungen und Fahrzeuge aus den Jahrzehnten davor und danach. Besonderes „Highlight“ ist ein 54 m hoher Bohrturm, der mittlerweile zum Wahrzeichen der Gemeinde Wietze geworden ist. Viele Objekte können durch die Besucher selbst in Bewegung gesetzt werden.

Die Dauerausstellung, die im Jahr 2023 runderneuert wurde, empfängt die Besucher bereits in der Eingangshalle mit einer eindrucksvollen Videoprojektion und nimmt sie mit auf eine Zeitreise rund um das Thema Erdöl. Anschaulich wird im Folgenden vermittelt, wie Erdöl entsteht, wie es gesucht, gefördert und weiterverarbeitet wird. Mithilfe wandfüllender Großfotos und einem kleinen „Kino“ lässt sich die Erdölgeschichte hautnah nachvollziehen. In hölzerne Ölfässer eingebaute Hörstationen ermöglichen es den Besuchern, in authentische Dorfereignisse aus der wilden Pionierzeit der Erdölförderung einzutauchen,

Die Technik der Förderung und Verarbeitung der Lagerung und des Transports von Erdöl wird unter Einbindung zahlreicher Medien dargestellt. Zudem finden aktuelle Themen und Problemstellungen wie Energiespeicherung oder Gebrauchtöl-Recycling ihren Platz. Auch die geopolitischen und ökologischen Begleiterscheinungen der Erdölnutzung werden nicht ausgespart. Ebenfalls wird die besonders spannende Frage nach der Zukunft des Erdöls beleuchtet.

Noch in den 50-iger Jahren erlebte der Autor eine Landschaft mit Ölpumpen.

 

Künftig wieder Erdöl aus Deutschland?

Erdöl aus Deutschland – das war einmal. Selbst wenn die Internationalen Quellen mal versiegen sollten, dann wären die deutschen Vorkommen nur ein ‚Tropfen auf den heißen Stein‘ sein. Aber, wo Erdöl vorkommt gibt es vor allem in Norddeutschland auch die Möglichkeit durch sog ‚Fracking‘ Erdgas zu gewinnen. Doch dagegen haben die ökoorientierten Politiker auch etwas. Also bleibt alles so wie es derzeit ist: Erdöl und Erdgas werden importiert, um den Bedarf zu decken.

Resümee

Es ist spannend, sich mit der Wietzer Erdölgeschichte mal zu befassen. Ein Besuch des Deutschen Erdölmuseums lohnt sich!