Die Politik Deutschlands ist seit über zwanzig Jahren darauf ausgerichtet, „das Klima (durch die Energiewende) zu schützen, womit zugleich weitere Nachhaltigkeitsziele erreicht werden können. Dabei muss die Versorgung mit Energie gesichert sein und Energie bezahlbar bleiben“. In dem vom Kabinett am 21. März 2024 beschlossenen Transformationsbericht „Energiewende und Klimaschutz“ [1], heißt es nochmals: „Der Weg zur Treibhausgasneutralität ist ökonomisch und sozial sowie umweltverträglich zu gestalten.“
Dieses politische Versprechen bitte bei dem folgenden Text sich stets sich vor Augen führen…
Das vom Menschen verursachte Kohlenstoffdioxid (CO2) und weitere Gase müssen nach Auffassung des UN-Weltklimarates soweit reduziert werden, dass die Erdtemperatur unterhalb von 2 0C, nach dem Ergebnis der Klimakonferenz Paris 2015 noch unter 1,5 0C verbleibt. Beide Temperaturgrenzen sind wissenschaftlich nicht begründbar.
Physikalische Realität
Die nur auf das vom Menschen verursachte CO2 ausgerichteten Untersuchungen des Weltklimarates als wesentlicher Verursacher des Klimawandels hat erhebliche Kritik ausgelöst. Beispielhaft sei hierzu auf den Artikel „Kohlenstoffdioxid: Das Spurengas des Lebens“ von Richard Lindzen und William Happer verwiesen. Daraus einige Kernsätze:
„Die Physik des Kohlenstoffdioxids besagt, dass die Fähigkeit von CO₂, den Planeten zu erwärmen, durch seine Fähigkeit bestimmt wird, Wärme zu absorbieren, wobei diese Fähigkeit mit zunehmender CO₂-Konzentration in der Atmosphäre rasch abnimmt.“
„Mehr Kohlendioxid kann keine katastrophale globale Erwärmung oder mehr Wetterextreme verursachen.“
„Net-Zero-Anstrengungen haben einen trivialen Effekt auf die Temperatur. Mehr vom atmosphärischen Treibhausgas CO₂ wird die Temperatur erhöhen, aber nur geringfügig.“
„Die Net-Zero-Politik wird für die Menschen weltweit katastrophale Folgen haben.“
Gleichwohl wird von Deutschland und weltweit das Ziel der atmosphärischen CO2-Reduktion durch die Einschränkung bis hin zum Verzicht auf die Verbrennung von Kohle, Erdgas und Erdöl verfolgt. Das hat erhebliche Konsequenzen:
Wesentliche Fehler der Energiewende
- Eine grundlegende Voraussetzung jeglicher verantwortlichen Planung fehlte: Eine vorausgehende Eignungs-, Machbarkeits-, Zuverlässigkeits-, Kosten- und Umweltverträglichkeitsprüfung im Hinblick auf die Prosperität der deutschen Wirtschaft und den Erhalt der Lebensqualität der Bürger. Sie fehlt bis heute!
- Konzentration auf Stromerzeugung durch Windenergie- und Solaranlage, deren Stromerzeugung fluktuierend und daher nicht grundlastfähig ist.
- Ausstieg aus der Kernenergie, deren Stromerzeugung CO2-frei ist. Der Ausstieg steht im eindeutigen Widerspruch zur politischen Absicht der CO2-Reduzierung.
- Missachtung marktwirtschaftlicher Grundsätze durch staatliche Planwirtschaft in Form der Vorrangeinspeisung des Ökostroms und dessen langfristige finanzielle Förderung im Erneuerbaren Energiegesetz (EEG). Keine ergebnisoffene Diskussion über das Energiewende-Vorhaben.
- Keine Berücksichtigung des überwiegenden Energiebedarfs in Form von Wärme.
- Das Fehlen eines Energiespeichers zum Stromausgleich der fluktuierenden Stromerzeugung durch Wind und Sonne in geeigneter Größe zur Überbrückung einer mehrtätigen Stromflaute. Technische Möglichkeiten scheitern an der Machbarkeit oder/und an den Kosten.
- Fluktuierende Stromerzeugung macht zwingend den permanent verfügbaren Einsatz konventioneller Kraftwerke zur Aufrechterhaltung einer stabilen und sicheren Stromversorgung in der Größenordnung von 60 GW erforderlich. Mit Zufallsstrom aus Wind und Sonne kann kein Industrieland versorgt werden. Der vollzogene Ausstieg aus der Kernenergie wie auch der beabsichtigte Ausstieg aus der Kohle sind kontraproduktiv und verletzen das Sicherheitsprinzip der Diversität der Stromerzeugung. Die einzige verbleibende Option, die Energiequelle Gas, muss überwiegend als LNG per Schifftransport importiert werden (ausländische Abhängigkeit). Kohle und quasi auch Kernkraft wären im Land verfügbar (Uran stammt vorwiegend aus politisch gefestigten Nationen). Grüner Wasserstoff ändert an dieser Versorgungssituation nichts, verteuert aber den Strom gewaltig.
- Verbot der Erdgasförderung durch das Fracking-Verfahren. Deutschland verfügt über mächtige Fracking- resp. Schiefergasvorkommen. Vielmehr setzte Deutschland auf den Gasimport (>50 %) aus Russland.
- Das Fehlen eines geeigneten Stromnetzes zur Aufnahme des Stromes aus Windenergie- und Solaranlagen. Das vorhandene Stromnetz ist im Wesentlichen auf die Standorte der Kernkraft- und Fossilkraftwerke ausgerichtet ist. Nach Angaben von Focus online am 16.10 2024 werden bis 2045 mehr als 500.000 Kilometer Kabel und rund 500.000 Transformatoren benötigt.
Negative Folgen der Energiewende
- Die Sicherheit/Stabilität des Stromnetzes ist durch die fluktuierende Stromerzeugung nicht mehr in der Weise gegeben wie vor der Energiewende. Die Gefahr eines Blackouts ist wiederholt im Gespräch. Deutliches Zeichen dafür ist die stark gestiegene Anzahl von Netzeingriffen zur Netzstabilisierung. Die Anzahl der Netzeingriffe steigt mit zunehmendem Ausbau der erneuerbaren Energie. Mehr dazu in den Berichten des Engpassmanagements [2].
- Der zunehmende Ausbau an Windenergie- und Solaranlagen führt zu steigender Häufigkeit des Überschussstroms mit der Folge starker Strompreisschwankungen an der Strombörse und unter dem Strich zu höheren Stromkosten.
- Abhilfe soll die elektrolytische Gewinnung von Wasserstoff aus überschüssigem Ökostroms schaffen, um bei Bedarf mittels Verbrennen in Gaskraftwerken wieder verstromt zu werden. Die zweifache Energieumwandlung (Ökostrom zu Wasserstoff und dann wieder zu Strom) sowie die Zwischenspeicherung unter hohem Druck schlucken viel Energie. Am Ende der Kette sind 90 Prozent des eingesetzten Ökostroms verloren. Dieser Weg ist eine riesige Energievernichtung. Von den konventionellen Energieträgern Kohle, Erdöl und Erdgas landet dagegen etwa ein Drittel als Nutzenergie beim Verbraucher, also mehr als das Dreifache im Vergleich zur teuren Ökostroms.
- Gewaltiger Anstieg der Stromkosten im Widerspruch zur politischen Vorgabe „bezahlbar“, „ökonomisch“ und „sozial“ (siehe erster Absatz dieses Artikels). Die Kostensteigerung resultiert unter anderem aus Engpassregelungen, aus rechtlicher Strompreisgarantie für Betreiber von Windenergie- uns Solaranlagen, Ausgleich der Verluste bei notwendiger Abschaltung von Windenergieanlagen, aus dem Betrieb von mitlaufenden Ersatzkraftwerken, aus der Stromerzeugung in Gaskraftwerken, die nach dem Merit-Order-Prinzip strompreisbestimmend sind, aus der zunehmenden Besteuerung der CO2-Emissionen (Zertifikathandel) und aus dem notwendigen Ausbau des Stromnetzes.
- Der Umbau des Energiesystems ist nicht finanzierbar. Laut Studie des Energiewirtschaftlichen Institutes Köln (EWI) vom Oktober 2023 werden über 2 Billionen Euro bis 2030 benötigt, um das „grüne“ Versprechen einzuhalten.
- Deindustrialisierung infolge des hohen Strompreises. Steigende staatliche Subventionen zur Unterstützung von großen Unternehmen mit hohem Energiebedarf. Wer keine Subventionen erhält wandert mit seinem Betrieb aus oder schließt ihn in Deutschland.
- Grüner Wasserstoff, insbesondere der importierte Wasserstoff, ist extrem teuer und bedarf daher über Jahre erhebliche staatliche Subventionen. Anderenfalls wird der Niedergang der deutschen Wirtschaft beschleunigt.
- Umstellung der Heizungen von Gas und Öl auf erneuerbare Energien oder elektrisch betriebene Geräte (z.B. Wärmepumpen) im Haus- und Wohnungsbestand ist ausnahmslos teuer und im Hinblick auf Mietauswirkung von Wohnungen und Häusern weitgehend unsozial. Ebenso die in diesem Zuge notwendigen baulichen Maßnahmen zur Wärmedämmung. Diese im Heizungsgesetz aufgestellten Forderungen sind nicht finanzierbar.
- Keine wirkliche Umweltverträglichkeit: Die Ambivalenz von Energiewende und Umweltschutz wurde im Artikel „Die Energiewende’ – Naturschutz oder Klimaschutz?“ ausführlich behandelt. Der Bau von Windenergieanlagen in Wäldern (auch wenn sie ggfs. zuvor durch Stürme und Brände vernichtet wurden) und den von diesen Anlagen ausgehenden Gefahren für Vögel und Fledermäuse ist mit dem Umweltverträglichkeits-Anspruch nicht vereinbar. Die auf den Naturschutz ausgerichtete Rechtsgrundlage zur Genehmigung dieser Anlagen wurde so weit abgeschwächt, dass Genehmigungen möglich werden. Ein Unding. Wie steht es um die Auswirkungen von Schlagschatten und Infraschall auf Menschen um Umfeld von Windenergieanlagen? Weiterhin ungeklärt. Hinweise auf ökologische Folgeschäden von Windkraftanlagen dokumentierte auch der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages [3].
- Offshore-Windparks verändern das Ökosystem Meer. „Bei Offshore-Windparks haben wir noch immer ein großes Defizit im Verständnis der Auswirkungen, und diese Auswirkungen sind großflächig“, erklärte eine Ozeanografin am Helmholtz-Zentrum Hereon in der taz [4]. Die Kapazität für Offshore-Windenergie in Deutschlands Küstengewässern soll bis 2030 auf 30 Gigawatt Leistung steigen, bis 2045 auf 70 Gigawatt. Die südliche Nordsee, ohnehin schon unter schwerem Nutzungsdruck, vom Schiffsverkehr über die Fischerei bis zur Ölförderung, wandelt sich durch diesen Ausbau endgültig zum Industriegebiet. Über Auswirkungen von Offshore-Windparks auf die Fischerei berichtete das Europäische Parlament [5].
- Wurde schon jemals über die Sicherung der Offshore-Windparks gegen Sabotage und äußere Einwirkungen nachgedacht? Diese Parks sind nicht effektiv zu sichern! Die Sprengung der Nordstream-Gasleitungen sollte Warnung genug sein. Über die Auswirkungen eines schlagartigen Ausfalls nur eines Windparks auf das Stromnetz muss man wohl kein Wort verlieren!
Energiesituation nach 20 Jahren Energiewende
In 2023 betrug der Bruttoendenergieverbrauch 2.368 Terawattstunden (TWh). Der Anteil erneuerbarer Energie am Verbrauch lag im gleichen Jahr bei etwa 22 %. Der weitaus größte Anteil mit 78 % wurde von Kohle, Gas und Erdöl abgedeckt. In den vergangenen 20 Jahren nahm der Endenergieverbrauch um weniger als 200 TWh ab (siehe Abbildung) [6]. Die nach Energieeffizienzgesetz vorgesehene Absenkung des Verbrauchs auf 1.867 TWh bis 2023 und auf 1.400 bis 2045 ist unrealistisch, zumal die bisherige Abnahme in den letzten 3 bis 4 Jahren auf eine Schwächung der Wirtschaft auch durch Auswirkung der Pandemie und nicht durch angestrebte Einsparung beruht.
Die CO2-Emissionen nahmen seit 1990 bis 2008 deutlich ab, blieben danach mit jährlich 800 Millionen Tonnen CO2 bis 2017 nahezu unverändert. Die danach eintretende weitere Abnahme auf 674 Millionen Tonnen CO2 in 2023 ist größtenteils auf die Konjunkturschwäche und auf die Pandemie zurückzuführen. Bei Wiederanstieg der Wirtschaftsleistung, durch die angestrebte Elektrifizierung in der Technik und durch den zunehmenden Einsatz der künstlichen Intelligenz wird der Strombedarf wieder zulegen und damit zugleich auch die CO2-Emissionen wieder ansteigen. Hingegen soll der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung bis 2030 auf 80 Prozent steigen. Im Vergleich zu 1990 sollen die Treibhausgasemissionen um insgesamt 65 Prozent zurückgehen. In nur sechs Jahren das Emissionsziel 438 Millionen Tonnen CO2-Emissionen zu erreichen, ist Wunschdenken.
Fazit
Gewissermaßen als Fazit sei auf die Vorschläge von Friedberg Pfeifer, MdB (CDU) im Artikel „Die Energiewende besser machen“ verwiesen. „Die kontraproduktive Rigidität der Klimapolitik muss ein Ende haben…Wir brauchen die Entfesselung aller Technologien… Der Kampf gegen den Klimawandel wird nicht dadurch gewonnen, dass wir in Europa «net zero»-Musterknaben sind. Entscheidend ist, was in China und anderen Schwellenländern passiert…. Die Klimabewegung und die Grünen sollten sich von dem eifernden Hochmut verabschieden, mit dem sie ihre Politik in den letzten Jahren vorangetrieben haben. Die Bilanz ist nicht annähernd dazu angetan, den besserwisserischen Moralismus zu rechtfertigen. Die Bewegung sollte sich von radikalen Apologeten und Theorien distanzieren, die auf die Schrumpfung der Wirtschaft als Mittel zur Minimierung der Treibhausgasemissionen setzen.“
Die vorangestellte Grafik ist symbolisch für den Zustand der Energiewende: Deutschland sägt sich den Ast ab, auf dem es sitzt. Das eingangs genannte politische Versprechen im Hinblick auf die künftige Energieversorgung, „ökonomisch und sozial sowie umweltverträglich“, ist pure Augenwischerei.
[4] https://taz.de/Studie-zu-Offshore-Windparks/!5898804/
[5] https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/A-9-2021-0184_DE.html
[6] https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/03/PD24_087_43312.html