“Wir haben immer noch Probleme mit der Gasversorgung”, hatte RWE-Chef Markus Krebber Ende November 2024 erklärt. “Wenn wir wirklich unabhängig von russischem Gas sein wollen, brauchen wir mehr Importkapazitäten, und das werden wir wahrscheinlich auch in diesem Winter wieder erleben, weil sich die Gasspeicher wegen des kalten Winterbeginns ziemlich schnell leeren.“
Seit Anfang 2025 sind die Gasspeicher deutlich leerer als in den Vorjahren. Sie sind derzeit zu (nur) 33 Prozent gefüllt. Sie enthalten sogar weniger als im Durchschnitt der Jahre 2017-2021. Das liegt daran, dass es vergleichsweise kalt ist und die Industrie zuletzt mehr Gas verbraucht hat. Bis zum Jahreswechsel hatte der Füllstand immer deutlich über dem Durchschnitt der Jahre 2017-2021 gelegen. In der Woche vom 17.2.2025 bis zum 23.2.2025 wurden deutschlandweit 26 Terawattstunden (TWh) Gas verbraucht. Das sind 0,6 Prozent mehr als üblich waren – verglichen mit der entsprechenden Kalenderwoche in den Jahren 2018 bis 2021.
Trotzdem hält die Bundesnetzagentur es für unwahrscheinlich, dass es diese Heizsaison zu wenig Gas geben wird [1].
Verlauf der Speicherfüllstände in Prozent. Quelle: [1]
Die deutschen Gasspeicher können insgesamt um die 250 TWh Gas aufnehmen.
Aktuelle Lagebewertung durch die Bundesnetzagentur [1]:
- Seit dem 23. Juni 2022 gilt die Alarmstufe des Notfallplans. Die Bundesnetzagentur beobachtet die Lage genau und steht in engem Kontakt zu den Netzbetreibern.
- Die Bundesnetzagentur beobachtet weiterhin aufmerksam die internationalen Entwicklungen am Gasmarkt. Das Ende des Gastransits durch die Ukraine hat keine direkten Auswirkungen auf die deutsche Gasversorgung.
- Aufgrund des eingestellten Gastransits durch die Ukraine haben die Durchleitungen der Gasflüsse durch Deutschland zugenommen. Deutschland verfügt, auch dank der verfügbaren Kapazitäten an den LNG-Terminals, über ausreichend Transport-Kapazitäten für Exporte nach Südosteuropa.
- Die Gasversorgung in Deutschland ist stabil. Die Versorgungssicherheit ist gewährleistet. Die Bundesnetzagentur schätzt die Gefahr einer angespannten Gasversorgung im Augenblick als gering ein. Ein sparsamer Gasverbrauch bleibt dennoch wichtig.
Gasimporte
Deutschlands Erdgasförderungen sind mit rund 90 GWh pro Tag nur noch sehr gering. Es besitzt allerdings enorme sogenannte Schiefergasvorkommen, die durch das Fracking-Verfahren gefördert werden könnten. Diese Förderungsart ist entgegen den fachlichen Rat verboten.
Folglich ist Deutschland auf Gasimporte angewiesen. Am meisten Gas fließt inzwischen aus Norwegen und den Niederlanden nach Deutschland. Über die neu eingerichteten LNG-Terminals kommt üblicherweise weniger als zehn Prozent des Erdgases an. Die folgende Grafik zeigt, wie viel Gas Deutschland importiert.
Gaspreise
Die Eskalation der Lage in der Ukraine hat in diesem Jahr zu einem Anstieg der Gaspreise um rund 45% beigetragen. Obwohl die Preise noch weit unter den Rekordwerten von 2022 liegen, sind sie hoch genug, um die Krise bei den Lebenshaltungskosten der Haushalte zu verschärfen. Eine erneute Preiserhöhung könnte eintreten, wenn die Ukraine ihre Ankündigung wahrmacht, nach dem Auslaufen des derzeitigen Transitabkommens ab 2025 kein russisches Pipelinegas mehr nach Europa durchzulassen.
Die Preise für Erdgas sind in Deutschland noch stabil, wie die tagesaktuelle Grafik zeigt: 10,3 Cent kostet laut Vergleichsportal Verivox Neukunden derzeit im Mittel eine Kilowattstunde Gas beim regional günstigsten Anbieter (Datenstand: 06.03.2025).
Aktuelle Meldung
Nach BILD-Recherchen laufen seit mehreren Wochen Gespräche in der Schweiz, wie billiges russisches Gas wieder nach Deutschland fließen könnte. Die Abmachung zwischen Trump und Putin gilt als Puzzleteil für die Beendigung des Ukraine-Kriegs. In diesem Zusammenhang kommt die Reparatur der Ostsee-Pipeline Nord-Stream 2 ins Gespräch. Ein internes Gutachten besagt, dass eine Reparatur möglich ist, einige Monate dauern und einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag kosten würde. Peanuts im Vergleich zum möglichen Milliarden-Geschäft, schreibt die BILD vom 3. März 2025. Dieser Plan habe wegen erneuter Abhängigkeit von Russland bereits Kritik in der Union ausgelöst.