Dr. Normann Treinies und Dr. Rainer Six
Kopernikus, von einem heliozentrischen (sonnenbezogenen)Weltbild überzeugt, war kein Revolutionär als er das im Mittelalter unangezweifelte geozentrische (erdbezogene) Weltbild des Ptolomäus in Frage stellte. Immerhin dürfte ihm bewußt gewesen sein, dass er ein Weltbild angriff, das stark in der Religion verankert war. Er stellte seine Theorie lediglich zur Diskussion, wie man seit Aristoteles naturwissenschaftliche Erkenntnisse gewissermaßen im Wettbewerb der Ideen entwickelte.
Ausgehend von den durch den dänischen Astronom Tycho Brahe gelieferten sehr genauen Daten der Marsbahn ersetzte Johannes Kepler die von Kopernikus angenommenen Kreisbahnen der Planeten durch die Ellipsen der „Keplerschen Gesetze“.
Das war der erste Schritt in die moderne Naturwissenschaft. Präzise Messung als Grundlage einer exakten mathematischen Theorie. Diese Entwicklung wird heute, ausgehend von Gedanken Immanuel Kants als die „Kopernikanische Wende“ bezeichnet.
1564 wurde in Pisa der Mann geboren, den man vielleicht als den ersten modernen Naturwissenschaftler bezeichnen kann, Galileo Galilei. Er war ein glänzender Experimentator und sah es als entscheidend an, naturwissenschaftliche Fragen mit Hilfe von Experimenten zu klären, und deren Ergebnisse in mathematische Form zu fassen.
Ausgehend von der keplerschen Idee einer im Planetensystem wirkenden zentralen Kraft formulierte er die Fallgesetze.
Diese Entwicklung erhielt allerdings einen empfindlichen Rückschlag, denn nachdem man das heliozentrische Weltbild nicht mehr als Spinnerei abtun konnte, schlug die Stunde der Ideologen. Es kann nicht sein, was nicht sein darf.
Trauriger Höhepunkt war die Hinrichtung Giordano Brunos, der vor den Augen der versammelten Curie bei lebendigem Leib verbrannt wurde. Dennoch ließ sich die Wahrheit nicht mehr aufhalten.
Der Einfluss dieser Wende auf die europäische Geistesgeschichte war enorm. Man erkannte, dass scheinbar festgefügte Weltbilder zum Einsturz gebracht werden können. Es gibt keinen allgemein-gültigen Konsens, der einen Menschen daran hindern kann und darf, eine scheinbar unverrückbar wahre Erkenntnis in frage zu stellen. Insbesondere Naturgesetze können niemals durch Konsens für wahr erklärt werden.
Und heute? Nach allen diesen geistigen Höhenflügen, die gerade auch in Deutschland ihren Ur-sprung hatten, hat sich in diesem Land eine Atmosphäre der Wissenschafts- und Technikfeind-lichkeit entwickelt, an der die 68iger Bewegung ihren Anteil hat, ebenso die malthusianisch, pessimistischen Projektionen des Club of Rom.
Ein von Zukunftsangst gekennzeichnetes gesellschaftliches Klima ist entstanden. Das betrifft vor
allem die Rolle der Energie. Energie ist das Blut der Wirtschaft und deren billige Verfügbarkeit die Basis zur Lösung so gut wie aller die Menschheit bedrohenden Probleme.
Die Erkenntnis der Äquivalenz von Masse und Energie durch Albert Einstein und die Entdeckung, dass diese physikalische Tatsache technisch zur Energieerzeugung nutzbar gemacht werden kann durch Otto Hahn und Lise Meitner, gehören zu den größten Leistungen des menschlichen Geistes. Durch diese Entdeckungen ist eine prinzipiell unerschöpfliche Energiequelle für die Menschheit erschlossen worden, die vielen Menschen Wohlstand gebracht und den Ausbau einer entsprechen-den industriellen Infrastruktur ermöglicht hat.
Heute blicken wir auf ein Deutschland, in dem dies alles vergessen ist. Es war möglich, die Bevöl-kerung mit einer dumpfen Angst vor der Kernenergie zu indoktrinieren, um eine zukunftsorien-tierte Energieversorgung für Deutschland zu beenden.
Auch auf die klassische Energieversorgung aus Kohle will man verzichten, da das bei der Verbrennung entstehende Kohlendioxid eine “klimaschädigende“ Wirkung haben soll. “Dekarbonisierung!“ (Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energieträger) ist das neue Mantra der politischen Vorsorgestrategie. Der kopernikanischen Wende folgt jetzt in Deutschland die Energie-wende! In allen Medien predigen die Ablasshändler Einschränkung und Verzicht und die fordern die Bereitschaft, einen finanziellen Beitrag zu leisten.
Zur Begründung wird ein Gespenst bemüht, dass sich bei Anwendung der klassischen Regeln der Naturwissenschaft eigentlich sofort verflüchtigen müsste. Es droht angeblich eine durch mensch-
liche Kohlendioxidemissionen verursachte gefährliche Überhitzung der Troposphäre. An so etwa kann nur jemand glauben, der die oben umrissenen Regeln naturwissenschaftlicher Erkenntnis völlig ausblendet. Ein Zusammenhang zwischen Kohlendioxid (CO2) und Lufttemperatur ist in der Klimageschichte der Erde höchstens in dem Sinne zu beobachten, dass Temperaturänderungen Änderungen der CO2 Konzentration vorausgehen. CO2 folgt der Temperatur aber nie umgekehrt.
Die im Sinne der Wissenschaftstheorie nach Popper anzuwendende Ausgangshypothese, die so-genannte Nullhypothese lautet also: Einen Einfluss der CO2 Konzentration auf die Temperatur der bodennahen Luftschichten gibt es nicht! Der von der UNO damit beauftragte sogenannte Welt-klimarat das IPCC, müsste beweisen, dass diese Hypothese falsch ist! Einen solchen Beweis hat
das IPCC in bisher 5 großen Berichten nicht erbringen können.
Weshalb ist die Gesellschaft trotzdem bereit riesige Opfer zur Vermeidung dieser angeblichen
Bedrohung zu erbringen? Offenbar, weil die von Kant geforderte Überwindung der selbstver-schuldeten Unmündigkeit nicht funktioniert hat. Wer heute im Sinne Kants den eigenen Verstand bemüht und Skepsis gegen die Vorstellung äußert, dass das komplexe Klimageschehen durch geringfügige Änderungen eines einzigen Parameters, des CO2 Gehalts der Atmosphäre, nachhaltig beeinflusst werden kann, wird als „Klimaleugner“ angegriffen und geächtet.
Die deutsche Bevölkerung ist keine aufgeklärte Gesellschaft mehr. Technischer und wissenschaft-licher Pioniergeist haben einem Glauben an alle möglichen Risiken platz gemacht, die der Bevöl-kerung von einigen Profiteuren eingeredet werden und deren Glaubwürdigkeit kaum noch jemand wagt, in frage zu stellen.
Wie wird das enden? Adieu Kopernikus.