Prof. Dr. Helmut Alt, Fachhochschule Aachen, richtete an den Nordrhein-Westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet das nachfolgende Schreiben zum Abschlussbericht der Kohlekommission:
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
der Abschlussbericht der Kohlekommission und die Gaspipeline Nordstream 2 geben Anlass, den hier offen zu Tage tretende Mangel an Fachkompetenz bei der Besetzung solcher Kommission ernsthaft zu hinterfragen. Bereits die mit nur minimaler Fachkompetenz besetzte Ethikkommission, die im Jahr 2011 zum folgenreichen Ausstieg aus der friedlichen Nutzung der CO2-freien, kostengünstigen und sicheren Stromerzeugung aus Kernenergie in Deutschland führte und den Ertrag der staatlichen Forschungsstätten in Jülich und Karlsruhe, zweier hoch qualifizierter Wissenschaftlergenerationen auf dem Gebiet der Kerntechnik, die in der nachfolgenden technischen Realisierung zu den weltbesten Kernkraftwerken führte, wurde durch diese Kommission zunichtegemacht. Nun hat die ebenfalls mit nur minimaler Fachkompetenz besetzte Kommission für „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ (Kohlekommission) ein Arbeitsergebnis vorgelegt, dass die dort gesetzten Zielvorgaben bereits aus rein technischen, naturgegebenen Verfügbarkeitsgründen, niemals erreichen kann.
Auf einer solchen Basis die zukünftige Energiepolitik zu gründen, muss sowohl für die Menschen wie für die deutsche Industrie in die wirtschaftliche Katastrophe führen. Die für alle bezahlbare und sichere Energie ist bekanntlich das „Blut der Wirtschaft“.
Der am 22.1.2019 im Aachener Rathaus von Bundeskanzlerin Merkel und Präsident Macron in Ihrer Anwesenheit abgeschlossene „Aachener Vertrag“, als den Elysée-Vertrag von 1963 ergänzenden Freundschaftsvertrag mit unseren französischen Nachbarn, wurde mit dem „Nordstream 2“ Projekt (Übertragungsvermögen: 55 Mrd. m3/a, Kosten: 9,5 Mrd. €) bereits auf eine ernsthafte Belastungsprobe gestellt. Dies in Ergänzung zu den ernsthaften Bedenken der USA, bezüglich der nicht von der Hand zuweisenden Erpressbarkeit Deutschlands in der
Energieversorgung einseitig aus Russland. Der 31. Januar wurde als „Rückwärtstag“ ausgerufen, gibt Anlass auch mal rückwärts schauend das erfolgreiche und weniger erfolgreiche zu werten und auch im Zusammenhang mit dem Abschlussberichts der „Kohlekommission“ zu nutzen:
Ein Grundprinzip einer kostengünstigen Energieversorgung ist seit über 130 Jahren: “Was gestern gut war, muss auch heute noch brauchbar sein, offen für besseres und Neues”. Diese so aufgebaute Stromversorgung ist seit Anbeginn sogar auch die sicherste der Welt und eine feste Basis für die deutsche Wirtschaft und der Menschen.
Mit minimaler Fachkunde in Sachen Energieversorgung kann man bereits erkennen, dass wir uns auf Betreiben der Grünen den Luxus leisten, in Deutschland die regenerative Stromerzeugung zu Lasten aller Stromverbraucher mit jährlich 25 Mrd. Euro – mit Ermäßigung aus wettbewerblichen Gründen für einige Industrieunternehmen in einem komplizierten und restriktiven Antragsverfahren -, auf der Basis des EEG gesetzlich zu subventionieren, ebenso so viel, wie die gesamte deutsche Stromerzeugung ohne regenerativen Zubau gekostet hat und kosten würde.
Dabei unser schönes Land mit 30.000 Windräder an vielen Orten zu einer Industrielandschaft umzuwidmen, um dort fluktuierenden Strom zu erzeugen und andere vorhandene kostengünstigere Anlagen dafür zurück zu fahren, da dieser teurere „Grüne Strom“ gesetzlichen Vorrang genießt. Manchmal sogar bezahlen wir den Windanlagenbetreiber für deren Abschaltung, da wir den Strom im Netz gar nicht brauchen können und das Netz sonst instabil würde! (….)
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, es würde der Glaubwürdigkeit Ihrer Wirtschaftspolitik im Zusammenhang mit der Bewertung des Abschlussberichts der Kohlekommission sehr nutzen, etwas mehr Sachkunde bei der
Betrachtung von “Wunsch und Wirklichkeit” einfließen zu lassen.
Dass die Versorgungssicherheit mit Wind- und Sonnenanlagen zu 100 % niemals ohne Stromspeicher gewährleistet sein kann, wurde am 24.1.2019 besonders anschaulich. Einen Tag vor dem am 25.1.2019 erschienenen Abschlussbericht der Kohlekommission hatte die Natur “beschlossen”, aus der Sonnen- und Windstromerzeugung auszusteigen. Konkreter und einsichtiger kann man nicht beweisen, dass der Ausstieg aus der Kohlestromerzeugung, ohne diese Kohlekraftwerke durch Gaskraftwerke ersetzt zu haben, eine verhängnisvolle und teure „Grüne Illusion“ ist.
Am Rande nur sei vermerkt, dass diese Gaskraftwerke 50 % des CO2 im Vergleich zu Kohlekraftwerke emittieren und das Gas aus Russland importiert werden muss. Dadurch werden infolge des zunehmenden Gasabsatzes ganz sicher die Gaspreise auch für unsere vielen Gasheizungen in Deutschland immer dann weiter steigen, wenn Russland glaubt, mal wieder mehr Erlös aus dem Gasgeschäft zu benötigen. Die Monopolsituation als Gaslieferant ermöglicht dies sehr gut. Unser überstürzter Ausstieg aus der weltführenden sicheren, CO2– freien, Kernenergiestromerzeugung rächt sich nun auf sehr tragische Weise.
Denn hinzukommen nun aktuell die sich neben der Konfliktsituation zu den USA, auch zu unserem Nachbarn Frankreich, entgegen dem Geist des „Aachen-Vertrages“ abzeichnenden Probleme. Der bezahlbare Stromspeicher kommt erst, wenn es den Medizinern gelingt, dass uns Menschen die dritten Zähne wachsen. Mit Skepsis hat das wirklich nichts zu tun, sondern mit schlichter Wahrheit, die der Berufsehre von Ingenieuren z.B. vom Schlage der Professoren der Energietechnik und Energiewirtschaft: z.B. Denzel, Edwin, Schäfer, Knizia oder Schwab u.a. zu Eigen war. q.e.d.
Wie aus den monatlichen Leistungsganglinien zweifelsfrei erkennbar ist, kann die Versorgungssicherheit mit Wind- und Sonne, ohne Stromspeicher, niemals gewährleistet sein, da braucht man bei hinreichender Fachpraxis nicht zu rechnen, wie mir kürzlich der Kollege Burger vom Fraunhoferinstitut in Freiburg (Head of Department Advanced Devices and Technologies Division Power Electronics, Grids and Systems Fraunhofer Institute for Solar Energy Systems, ISE) kürzlich schrieb:
“Wir vom Fraunhofer ISE haben die Energiewende im Stundentakt durchgerechnet unter der Prämisse, dass die Versorgungssicherheit immer zu 100% gewährleistet ist. Unser Ergebnis ist, dass alles technisch machbar ist!“
Demgegenüber ist aus den unten stehenden Diagrammen der Leistung – im oberen in technisch korrekter Weise als 1⁄4 h-Mittelwerte der Leistung und im unteren in Anlehnung an die Tagesblöcke beim Börsenhandel als Tagesmittelwerte -, auch für den nicht sehr fachkundigen zweifelsfrei zu erkennen, dass auch beliebig viele Wind- oder Solaranlagen die Mangelsituation zu Flautezeiten nicht signifikant verbessern kann. Wohl aber wird der weitere Ausbau für alle Stromverbraucher extrem hohe Kosten verursachen.
Die Hoffnung auf bezahlbare Stromspeicher ist aus physikalischen Gründen leider unbegründet. Das kleine grüne Rechteck in dem oberen Diagramm kennzeichnet maßstabsgerecht das Stromspeichervermögen des größten Pumpspeicherkraftwerkes in Goldisthal. Die Annahme, Stromlücken bei Flautezeiten durch Stromspeicher decken zu können, ist vollkommen unrealistisch.
Die Darstellung der Leistung als Tagesmittelwerte, wie im oberen Diagramm, suggeriert bei nicht fachkundigen Bürgerinnen und Bürger leider die Erwartung, dass die Versorgungssituation durch Wind- und Solaranlagen durch entsprechenden Zubau signifikant verbessert werden könnte. Bei der Solarstromerzeugung besteht sogar aus dieser Darstellung die irrige Annahme, dass diese Anlagen auch nachts Strom liefern könnten! Was für ein verhängnisvoller Irrtum, den alle Stromverbraucher teuer zu bezahlen haben.
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
in der Hoffnung, Ihnen hiermit für Ihre erfolgreiche politische Arbeit zum Wohle von uns allen und unserem Land, gedient zu haben, verbleibe ich mit den besten Wünschen,
mit freundlichem Gruß
Ihr Helmut Alt