Klimapolitik und Energiewende ruinieren Natur und Wirtschaft

 

In einer Zeitschrift [1] sprang ein hervorgehobener Text ins Auge.

„Die einzige Möglichkeit, klimaradikal Kohlendioxid einzusparen, wäre es, Gesellschaften gründlich zu verarmen. Noch nie versuchte ein Land wie Deutschland mit einer solchen Entschlossenheit, die Wurzeln seines Wohlstandes zu kappen“.

Diese Entwicklung beginnt in der Kanzlerschaft von Angela Merkel, die in der Zeit als CDU-Vorsitzende und Oppositionsführerin in einem VDE Dialog im November/Dezember 2003 die Regierung mit den Worten kritisierte:

„Die Regierung aber setzt alles daran, ganze Märkte ins Ausland zu verdrängen. Ob Pharma-Industrie, Genforschung oder Kernenergie – viele Zukunftsbranchen werden aus Deutschland vergrault. Ich frage mich ernsthaft, womit sollen wir in Deutschland künftig unser Geld verdienen? Vielleicht allein mit unrentabler Windenergie?“

Eine stimmige Analyse, die im Fall ihrer Regierungsverantwortung Verbesserung versprach. Anscheinend getrieben von der Furcht vor menschengemachten ökologischen und klimatischen Katastrophen, strebt dagegen eine von ihr geführte Bundesregierung den vollständigen Verzicht auf die Verbrennung sämtlicher fossiler Energierohstoffe, die sogenannte Decarbonisierung, wie auch den Ausstieg aus der Kernenergie an. Jener Energie, die bislang zuverlässig, wetterunabhängig, preisgünstig und zudem CO2-frei Strom erzeugt hat.

Die Bundesregierung strebt „erstmalig den Weg in das Zeitalter der erneuerbaren Energien“ an. In ihrem Energiekonzept 2010 sieht sie „ein hohes Maß an Versorgungssicherheit, ein wirksamer Klima- und Umweltschutz sowie eine wirtschaftlich verträgliche Energieversorgung als zentrale Voraussetzung dafür, dass Deutschland auch langfristig ein wettbewerbsfähiger Industriestandort bleibt“. Die Wirklichkeit sieht anders aus:

Das letzte Kernkraftwerk wird in 2022 abgeschaltet, der Kohleausstieg soll bis 2038 erfolgen, die Decarbonisierung bis 2050. Schauen wir uns einmal an, was es bedeutet, die bisherige Energiegewinnung mittels Kernenergie und fossile Energieträger auf Strom umzustellen:

Der Primärenergieverbrauch in 2018 © Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB), Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat)

Der Primärnenergieverbrauch (PEV) in 2018 an Mineralöl, Steinkohle, Braunkohle, Erdgas, Erdölgas und Kernenergie betrug in Summe 11.256 Petajoule (PT). Das sind 85,9 % des gesamten Primärenergieverbrauchs. Diese Energiemenge entspricht in einer Stromgröße ausgedrückt 3.129 Terawattstunden (TWh) bzw. 3.129.168 Gigawattstunden (GWh).

Eine an Land installierte Windkraftanlage mit 5 Megawatt Leistung liefert bei im Mittel 2000 Volllaststunden im Jahr (Abb.) 10.000 Megawattstunden [2]. (Offshore-Anlagen erreichen im Mittel 3500 Volllaststunden.) Um den Primärenergiebedarf von 3.129.168 Gigawattstunden durch Windkraftanlagen zu erzeugen, bedarf es rechnerisch der Installation von 312.900 Windkraftanlagen mit je 5 MW Leistung. Das sind mehr als das 10-fache der bislang installierten Windkraftanlagen. Wohlgemerkt: Rechnerisch. Wenn der Wind ausbleibt und die Rotorflügel sich nicht drehen, fällt die Stromerzeugung an trüben Tagen fast auf Null. Stromspeicher in ausreichender Größe, zum Beispiel Pumpspeicherkraftwerke, stehen nicht zur Verfügung und aus der Stromerzeugung durch Fossilkraftwerke soll ausgestiegen werden. Sollte es zu dem angegebenen Ausbau der Windkraftanlagen kommen, wird von einer anschaulichen Natur nicht mehr viel übrig bleiben. Über die von Windkraftanlagen verursachten Schäden wird ausführlich hier berichtet.

Entwicklung der Onshore-Volllaststunden für Gesamtdeutschland

Datenquellen: [UeNB], [Keiler and Häuser], [BNetzA][Hochrechnung 50Hz][Hochrechnung Amprion], [Hochrechnung TenneT TSO] [Hochrechnung TransnetBW]

Betrachtet man eine im Grunde unmögliche Option, nämlich den gleichen Primärenergiebedarf durch Solarzellen zu erzeugen, so wäre dafür in Summe eine Fläche von 30.000 Quadratkilometer [3] erforderlich, wobei 100 kWh Ertrag pro Quadratmeter und Jahr angenommen wird.

Gibt es alternative Energiequellen? Wasserkraft, Geo- und Solarthermie kommen in der betrachteten Größenordnung für Deutschland aus geografischen und geologischen Gründen nicht in Betracht.  Synthetische Kraftstoffe müssten erst stromintensiv unter extrem teuren Umwandlungsverlusten produziert werden. Wasserstoff? Im Prinzip ja, zurzeit aber heftig umstritten. Teuer, risikoreich und erhebliche Speicherverluste werden als Gegenargument angeführt.

Die Klimaschutzdiskussionen wie auch die brachiale Energiewende ignorieren die Folgen und die Größenordnung der angestrebten Veränderungen, weil sie die geografischen, technischen und physikalischen Randbedingungen nicht berücksichtigen. Sie führen zu erheblichen Kosten, die dem Bürger aufgelastet werden und sie vertreiben die Industrie in Staaten mit günstigeren Strompreisen. Auf das obige Zitat von Angela Merkel sei an dieser Stelle nochmals hingewiesen. Genau das Gegenteil dessen, was als „zentrale Voraussetzung“ postuliert wurde.  Die Umstellung der Energieversorgung Deutschlands und die damit angestrebte Decarbonisierung müssen angesichts obiger Zahlen als realitätsferne Utopie gewertet werden.

Der angestrebte Verzicht auf konventionelle Stromerzeuger widerspricht dem wesentlichen Sicherheitsgrundsatz nach Redundanz und Diversität von Systemen und zwar von vollwertigen Systemen, die sich gegenseitig ersetzen können. Den Strom ausschließlich durch erneuerbare Energie zu erzeugen ohne vollwertige Redundanz, das zeigt bereits die gegenwärtige Situation, ist zum Scheitern verurteilt.

Wenn von Innovationen die Rede ist, die durch künstliche Verteuerung der konventionellen Energieträger induziert werden soll, wird – einem Blindflug gleich – nicht gesagt, woher genau die kommen und welche das sein sollen. Die Hoffnung, dass zum Beispiel durch verstärkte Forschungen auf dem Batteriesektor ein Wunderakkumulator herauskommt, der die Eigenschaften der heutigen Lithium-Ionen-Systeme deutlich übertrifft, wird sich nicht erfüllen. Es gibt kein Element, das leichter ist als Lithium und ein höheres elektrochemisches Potenzial aufweist. Die Kenntnisse sind vorhanden, weswegen vor Jahren schon die Batterieforschung eingestellt wurde.

Auch die Wirkungsgrade von Windkraftanlagen liegen mit 50 % bereits dicht am theoretischen Maximum. Die wenigen Prozente, die vielleicht noch herauszuholen sind, nützen auch nichts, wenn der Wind ausbleibt.

Heller [3] schreibt, „In der Kette Windrad, Batteriepuffer, Elektrolyse, Wasserstoffdruckspeicher, Brennstoffzelle, Elektromotor finden sich ausschließlich Technologien, die seit mehr als 100 Jahren in unzähligen Ingenieurstunden bis nah an ihr physikalisch mögliches Optimum getrieben wurden.“

Die Bundesregierung strebt an, „bis 2020 den Stromverbrauch gegenüber 2008 in der Größenordnung von 10 % und bis 2050 von 25 % zu vermindern.“ Wie die nachfolgende Grafik zeigt, wird das

Verminderungsziel für 2020 nicht erreicht werden. Auch das Ziel 2050 wird krachend verfehlt werden. Durch was – bitteschön – soll denn der Energiebedarf zum Beispiel für die häusliche Heizung bei Wegfall von Kohle, Öl und Gas substituiert werden, wenn nicht durch Strom? Und haben die Planer des Verminderungsziels vergessen, dass der Verkehr auf Batterien umgerüstet werden soll, die nicht nur beim Betrieb, sondern auch bei der Herstellung gewaltige Strommengen benötigen? [4]

Dem Urteil von Heller [3]  ist zuzustimmen, wenn er schreibt: “Ohne die Rückabwicklung der Industrialisierung, ohne umfassenden Verzicht auf die technischen Segnungen der Gegenwart sind die Pariser Klimaziele nicht zu halten. Weder Aufforstungen im großen Stil noch Kernspaltungsreaktoren der vierten Generation, weder Fusionskraftwerke noch das Abscheiden und unterirdische Speichern von Kohlendioxid werden rechtzeitig in ausreichendem Umfang Wirkung entfalten.“

 

[1] Tichy’s Einblick, Ausgabe 11/2019 „Das Klima-Dogma“, Seite 17

[2] Die Volllaststunden beschreiben die Anzahl der Stunden pro Jahr, in denen eine Anlage auf Nennleistung (quasi Volllast) laufen müsste, um die tatsächlich erzeugte Jahresenergiemenge bereit zu stellen.

[3] Peter Heller, „Die neue Schrumpfwirtschaft“, Tichy’s Einblick, Ausgabe 11/2019

[4] bizzenergy, „Industrie braucht riesige Mengen an grünem Strom“, 31.10.2019