Deutliche Gefahren bei einem Kohleausstieg
Durch die diesjährige Energiekrise droht die wirtschaftliche Erholung Europas zu entgleisen, da die Gas- und Stromkosten auf neue Rekorde steigen. Steigende Preise drohen Industrien in ganz Europa zum Erliegen zu bringen. Die Preise stiegen am Dienstag (21.12.) um mehr als 20%, nachdem Russland die Gasflüsse nach Europa eingeschränkt hatte [1].
Der Anteil der Braunkohle an der Bruttostromerzeugung stieg nach vorläufigen Angaben der BDEW in diesem Jahr von 16,2 auf 18,6 und der Anteil der Steinkohle von 7,6 auf 9,3 Prozent. Leichter Anstieg auch bei der Kernkraft von 11,4 auf 11,9 Prozent. Der Ökostromanteil fiel von 44,1 auf 40,9 Prozent.
Erneut ein klarer Beweis, dass es ohne fossile Brennstoffe keine gesicherte Stromversorgung geben kann.
Doch auch die neue Bundesregierung besteht weiterhin auf dem Ausstieg aus der Kernenergie und dem Verzicht der Braunkohle möglichst bis 2030. Die „Ampel“ setzt auf neue Gaskraftwerke, deren Bau nicht zu sehen ist, als Übergangstechnik, wohingegen der Gasanteil an der Stromerzeugung von 16,7 Prozent in 2020 in diesem Jahr auf 15,3 Prozent abgenommen hat. Bei der Bundesnetzagentur sind aktuell 2,3 Gigawatt Gaskraftwerkskapazitäten bis 2023 als geplanter Zubau gelistet. Dieser Wert müsste sich bis 2030 verzehnfachen. Das wäre ohne Frage ein Kraftakt.
Was schreibt die FAZ vom 22.12.2021 zu Beginn des Artikels „Klappt die Ökostromverdopplung“? Die fossile Stromerzeugung verliert gegenüber den erneuerbaren Energien langfristig stark an Bedeutung.
Diese Art der Weitsicht ist nicht nachvollziehbar, wie auch aus Folgendem hervorgeht:
Nach einer in der NRZ vom 7.12.2021 erwähnten Analyse des Netzbetreibers Amprion bestehe „eine erhebliche Gefahr, dass ein Kohleausstieg bis 2030 zu einer Reduzierung des heutigen Niveaus an Versorgungssicherheit und Systemrobustheit führen kann“. Es drohen Versorgungsengpässe in Dunkelflauten bis hin zu Stromausfällen, Netz-Überlastungen an windreichen Sonnentagen und im Winter massiv steigende Stromimporte, etwa von Atomstrom aus Frankreich.
Wenn von „ambitionierten Plänen“ die Rede ist, was eher fraglich als gesichert bedeutet, dann heißt das, schnellerer Netzausbau, der zurzeit absolut hinter der Planung hinterher hinkt, und milliardenschwere Investitionen in neue Anlagen zur Stabilisierung des Netzes. Letzteres wiederum sind neben dem Bau von Gaskraftwerken 200 bis 250 zusätzliche Regulierungsanlagen, so genannte Phasenschieber, die kurzfristige Spannungsänderungen ausgleichen können, die aber allein rund zehn Milliarden Euro kosten werden und deren rechtzeitige Installation äußerst fraglich ist.
Ein Hinweis in der Analyse der Fachleute sollten insbesondere Politiker äußerst ernst nehmen:
Es wird mit jedem Ausbau der Windenergie- und Solaranlage komplizierter, das Stromnetz stabil zu halten. Je weniger regelbare Kraftwerke am Netz sind, desto schwieriger wird die Regelung.
Wie das Ausland die deutsche Energiepolitik beurteilt, dazu ein Zitat aus der New Yorker „Wall Street Journal“:
Man könnte erwarten, dass ein Land, das unter einer gewaltigen Energiekrise leidet, alles tun würde, um die Versorgung auszubauen. Doch Deutschland hält an der Schließung von drei Kernkraftwerken fest. Unter wirtschaftlichen, klima- und geopolitischen Gesichtspunkten kann man sich kaum eine selbstzerstörerischere Politik vorstellen.