Frankreich plant verstärkten Einsatz von Kohlekraftwerken

Wie Agence France Press am 5. Januar 2022 meldete, wurden 15 der 56 französischen Kernkraftwerke wegen Wartungs- und Reparaturarbeiten außer Betrieb genommen. Frankreich deckt 70 Prozent seines Strombedarfs aus Nuklearenergie. Der Netzbetreiber Reseau de Transport d’Electricité (RTE) warnte vor möglicher Stromknappheit in den Wintermonaten. Um die Sicherheit der Stromversorgung zu gewährleisten, plant Frankreich einen verstärkten Einsatz von Kohlekraftwerken. Dazu muss die festgelegte Obergrenze für die Kohleverstromung aufgehoben werden.

Die beiden letzten noch in Betrieb befindlichen Steinkohlekraftwerke Cordemais nahe Nantes in Westfrankreich und Emile-Huchet nahe der deutschen Grenze hätten laut ursprünglichen Plan bereits 2020 vom Netz sein sollen. Später wurde die Schließung für Emile-Huchet auf 2022 verschoben, für Cordemais auf 2024.

Die Kohlekraftwerke des Landes sollen in den ersten zwei Monaten des Jahres 2022 bis zu 1.000 Stunden in Betrieb sein, heißt es in einem Dekretentwurf auf der Website des französischen Umweltministeriums. Das sind 300 Stunden mehr als die jährliche Obergrenze, die 2019 festgelegt wurde, um die Kohlenstoffemissionen einzudämmen. Frankreich vollzieht damit eine Kehrtwende, kurz nachdem ein neues Emissionsgesetz in Kraft getreten war.

Die verbleibenden zwei Kohlekraftwerke liefern 1% des gesamten Stroms des Landes. Der französische Strommix besteht ferner aus ca. 70% Kernkraft, 12% Wasserkraft, 10% Wind- und Solarenergie sowie 7% Erdgas.

Aus dieser momentanen Entwicklung der französischen Stromversorgung sind zwei wesentlich Schlüsse zu ziehen:

– Eine gesicherte Stromversorgung muss nach dem Diversitätsprinzip zwingend auf verschiedenen, voneinander unabhängigen Strom-Erzeugungstechniken beruhen, die sich gegenseitig im Anforderungsfall sicher ergänzen können. Auch bei einem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien in Frankreich wäre wegen deren Unberechenbarkeit keine Versorgungssicherheit gewährleistet. Auch die Dominanz der Kernenergie bietet, wie gezeigt, keine absolute Sicherheit der Stromversorgung, zumal, wie im obigen Fall, baugleiche Kernkraftwerke sicherheitshalber mit abgeschaltet werden, wenn in einer Anlage eine Störung auftritt, die auch in den baugleichen Anlagen möglich wäre.

– Die Stromversorgung in den europäischen Ländern richtet sich in erster Linie nach dem jeweiligen nationalen Strombedarf. Zeitlich und mengenmäßig begrenzte Stromimporte wie Stromexporte sind aufgrund des europäischen Stromverbundsystems möglich. Sie sind aber kein Garant für einen sicher zur Verfügung stehenden Stromimport, wenn der Strom im eigenen Land knapp wird. Darauf zu bauen, wie es Deutschland tut, wäre verantwortungslos.