Am 15. April 2023 werden die letzten drei Kernkraftwerke Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2 endgültig abgeschaltet. Deren Leistung von 4.291 MWe sind durch Kohle-und Gaskraftwerke zu ersetzen. Erneut werden die unerwünschten CO2-Emissionen ansteigen. Weitere Windenergie- und Solaranlagen, so sehr deren Bau auch beschleunigt werden soll, werden noch lange nicht zur Verfügung stehen. Bislang konnte auf den rund um die Uhr zuverlässigen Strom aus Kernkraftwerken (6 % in 2022) nicht verzichtet werden.
Typisch und beispielhaft ist die Zusammensetzung der Stromerzeugung in der ersten Hälfte des Dezember 2022, besonders die Situation am 16./17. Dezember, wie die folgende Graphik zeigt. Der Windbeitrag zur Stromerzeugung (blaues Feld) lag über Tage unter 2.000 MW trotz einer installierten Leistung aller Windenergieanlagen von 65.740 MW. Am 16./17. Dezember hatten Wind und Sonne eine Stromleistung von 1,4 % bei einem mittleren Bedarf zu dem Zeitpunkt von rund 60.000 MW. Den größten Teil der ausgefallenen regenerativen Energie übernahmen mit 19.000 MW die Gaskraftwerke.
Voraussetzung fürs Abschalten und dafür, dass auch Gaskraftwerke nicht mehr in vollem Maß genutzt werden sollen, war eine andere Entscheidung, die die Ampelregierung bereits im Oktober des vergangenen Jahres gefällt hatte. Sie entschloss sich vor einem halben Jahr insgesamt zwölf Kohlekraftwerke zusätzlich aus der eisernen Reserve ans deutsche Stromnetz gehen zu lassen. Sie sollen dauerhaft produzieren – nicht nur an heiklen Tagen, wie am 16. Dezember. Denn Kernenergiestrom und mehr und mehr auch Gas fallen als Energielieferanten ja weg. Für Steinkohlekraftwerke gilt das beschlossene Comeback derzeit maximal bis Ende März 2024. Für Braunkohle soll die Rückkehr an den Markt zunächst bis zum 30. Juni 2023 befristet sein.
Nach Angaben des Statischen Bundesamtes war die Kohle mit 33,3 % in 2022 der wichtigste Energieträger für die Stromproduktion. Die Stromproduktion aus Kohle nahm binnen Jahresfrist um 8,8 % zu.
In Focus Online am 25.3.2023 hieß es dazu: „Die Unternehmensberatung Enervis Energy Advisors rechnet in diesem Jahr mit 30 bis 40 Millionen Tonnen mehr CO2, die wegen des Hochfahrens der Kohlekraftwerke ausgestoßen werden. Auch der regierungsnahe Thinktank Agora Energiewende kommt nicht umhin festzustellen: Deutschland hat seine Ziele zur CO2-Senkung im vergangenen Jahr trotz des gesunkenen Energieverbrauchs verfehlt. Als einer der Hauptgründe wird der verstärkte Einsatz von Kohlekraftwerken genannt. Und das wird nun auch noch schlimmer anstatt besser.“
Die Bundesregierung behauptet, das Stromnetz sei auch ohne Kernkraft stabil. Dazu gibt es unterschiedliche Meinungen von Experten. Aber keine Sicherheit. Die Ampelkoalition geht – das steht fest – mit der Abschaltung ein unverantwortliches Risiko ein. Kein bedeutender Industriestaat verzichtet auf Strom aus Kernkraftwerken.