Die neueste Ausgabe des World Nuclear Performance Report 2023 [1] bietet einen Überblick über die Stromerzeugung weltweit aus den Kernreaktoren in Betrieb sowie über die Reaktoren in Bau für das abgeschlossene Jahr 2022. Die Abschaltung der sechs Kernkraftwerksblöcke in Saporoschje aufgrund des Ukrainekriegs, die Abschaltung von Reaktoren durch den deutschen Atomausstieg sowie ein Reparaturprogramm in Frankreich trugen zu einem leichten Produktionsrückgang von 134 Terawattstunden (TWh) im Vergleich zu 2021 bei. Insgesamt haben die Kernreaktoren weltweit aber im sechsten Jahr in Folge mehr als 2500 TWh an klimafreundlichem Strom erzeugt.
2022 gingen sechs neue Reaktoren ans Netz: zwei in China und je einer in Finnland, Pakistan, Südkorea und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Mit dem Bau von acht Reaktoren wurde begonnen: fünf in China, zwei in Ägypten und einer in der Türkei. Die WNA-Generaldirektorin Sama Bilbao y León begrüsste im Bericht diese zusätzlichen Reaktoren, gab aber zu bedenken, dass ein weitaus schnelleres Tempo beim Bau und bei der Inbetriebnahme erforderlich seien. Es brauche mindestens eine Verdreifachung der weltweiten Kernkraftkapazität, um bis 2050 Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu erreichen und um allen Menschen einen zuverlässigen und sicheren Zugang zu sauberer Energie zu bieten. Der Bericht zeigt auf, dass die mittlere Bauzeit der sechs im Jahr 2022 ans Netz gegangenen Reaktoren 89 Monate betrug, also rund 7½ Jahre.
Langzeitbetrieb der Kernkraftwerke von bis zu 80 Jahren
Neu schlüsselt der Bericht die Stromerzeugung in den einzelnen Ländern nach dem Alter der Kernreaktoren auf. Gemäss Bilbao y León muss auch der Langzeitbetrieb der bestehenden Kernkraftwerke maximiert werden: «Da einige Reaktorbetreiber inzwischen eine Betriebsdauer von 80 Jahren anstreben, gibt es für viele der heute in Betrieb befindlichen Reaktoren noch viel Spielraum, um zum Erreichen der Netto-Null-Ziele im Jahr 2050 beizutragen.» Diesbezüglich kritisierte sie den deutschen Atomausstieg: «Deutschland wurde durch die Abschaltung von drei der verbleibenden sechs Reaktoren Ende 2021 einer zuverlässigen, kohlenstoffarmen Erzeugungsquelle beraubt, und die Nutzung fossiler Brennstoffe wurde verlängert.» Lobend hob sie Aktivitäten hervor, die der Kernenergie zum Aufschwung helfen, wie jene der Europäischen Nuklearallianz oder der südkoreanischen Regierung: «Immer mehr Regierungen erkennen den Wert der Kernenergie für die Bewältigung all dieser Herausforderungen an.»