Vor über einem Jahr beteuerten Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Co, man brauche in Deutschland keine Kernenergie, obwohl weltweit der Kernenergieausbau zunimmt. Erst kürzlich bezeichnete Bundeskanzler Olaf Scholz die Kernkraft als „totes Pferd“. Gleichzeitig hat Deutschland nach Angaben des statischen Bundesamtes im zweiten Quartal diesen Jahres 7,1 Milliarden kWh Strom mehr importiert als exportiert. Das entspricht – welch ein Zufall – etwa der Strommenge, die im 2. Quartal 2022 noch von den drei letzten Kernkraftwerken eingespeist wurde.
Unter der Überschrift “Mehrheit in Umfragen gegen Abschaltung letzter Atomkraftwerke” berichtete Zeit-Online am 11. April 2023:
„Die meisten Deutschen sind einer Umfrage zufolge gegen die Abschaltung der drei letzten Kernkraftwerke in Deutschland. Zum jetzigen Zeitpunkt sind laut dem Trendbarometer von RTL und ntv zwei Drittel gegen den Kernenergieausstieg. 43 Prozent der Befragten sprachen sich in der Befragung dafür aus, dass die Kernkraftwerke noch länger für die Stromerzeugung genutzt werden sollten. 25 Prozent forderten darüber hinaus, bereits stillgelegte Kernkraftwerke wieder hochzufahren.“
Weder die Fakten, die für die Kernenergie sprechen, noch die Stimme des Volkes können die Bundesregierung überzeugen.
Anders die Situation in der Schweiz, wo die Bevölkerung ein Mitspracherecht hat. Die Umfrage von DemoSCOPE im Auftrag des Schweizer Nuklearforums zeigt laut Medienmitteilung des Forums vom 10.10.2023:
Die Einstellung der Schweizer Bevölkerung zur Kernenergie bleibt insgesamt zustimmend. Nach einer neuen Umfrage betont eine deutliche Mehrheit die Notwendigkeit der Kernkraftwerke für die Stromversorgung, hat Vertrauen in die Sicherheit der Werke und spricht sich für die geltenden unbefristeten Laufzeiten der Anlagen sowie für die weitere Nuklearforschung aus.
An der repräsentativen Umfrage haben mehr als 2239 Personen aus der gesamten Schweiz teilgenommen. Mehr als die Hälfte (54%) sind der Ansicht, dass die Schweiz neben erneuerbaren Energien weiterhin auch Kernenergie zur Stromerzeugung einsetzen sollte, 38% lehnen dies ab. 37% der Befragten beurteilen danach Kernkraftwerke insgesamt sehr bzw. eher positiv. Dem gegenüber stehen 42%, welche Kernkraftwerke eher negativ oder sehr negativ beurteilen. Signifikant mehr Männer und jüngere Altersgruppen sind in ihrer Auffassung positiver.
Fast drei Viertel der Befragten (73%) sind eher damit einverstanden, dass die bestehenden Kraftwerke so lange betrieben werden sollen, wie sie sicher sind. Ebenso viele Personen (74%) halten die bestehenden Kernkraftwerke in der Schweiz für sehr sicher oder eher sicher. 68% der Befragten befürworten die Aussage, dass die bestehenden Kernkraftwerke notwendig für die Stromversorgung der Schweiz sind. Ungefähr ausgeglichen sind die Meinungen beim Thema der Lösbarkeit der Lagerung radioaktiver Abfälle – 43% sind eher damit einverstanden, dass diese lösbar sei, 41% sind anderer Ansicht.
Deutliches Ja zur Nuklearforschung
Eher skeptisch zeigt sich eine Mehrheit bei der Frage, ob die Kernenergie in der Schweiz durch die Förderung erneuerbarer Energien und Sparmassnahmen ersetzt werden kann. 56% glauben nicht daran, 37% sind gegenteiliger Auffassung. Gleichzeitig bejahen 44% die Frage, ob sie daran glauben, dass die Energiewende gelingt, d.h. dass die Schweiz auch ohne eigene Kernkraftwerke längerfristig genügend klimafreundlichen Strom hat. 42% sind der Ansicht, die Energiewende gelinge nicht.
Jeweils mehr als 80% der Befragten glauben, dass die Schweizer Bevölkerung und auch die Wirtschaft in den letzten Jahren von der Kernenergie profitiert hat und geben dafür vor allem die Versorgungssicherheit und tiefere Strompreise an.
Ein klares Meinungsbild gibt es bei der Frage nach der Forschung: 79% denken, dass nukleare Forschung und Ausbildung in der Schweiz weiterhin möglich sein sollen; 10% sind gegenteiliger Ansicht.