Strahlenangst als Mittel der Energiepolitik

Auch nachdem die Bundesregierung den Ausstieg aus der friedlichen Nutzung der Kernenergie mit der Abschaltung der letzten drei Kernkraftwerke am 15. April 2023 vollzogen hat, reißt die öffentliche Verunglimpfung der Kernenergie nicht ab. Weiterhin werden Halbwahrheiten oder gar Lügen verbreitet. So geschehen zum Beispiel in einer Debatte im Deutschen Bundestag im Mai. Dort sprach der SPD-Abgeordnete Helmut Kleebank [1] in einer Weise, die die Opferzahl des Tsunamis am 11. März 2011 in Japan direkt in Verbindung mit der Reaktorkatastrophe vermuten ließ. Die Strahlenangst wird wieder mal als ein Mittel der Energiepolitik benutzt.

In den besiedelten vom Tsunami überschwemmten und verwüsteten Gebieten der Küstenregion waren nach japanischen Angaben 22.000 Opfer zu beklagen. Am Kernkraftwerksstandort Fukushima Daiichi selbst gab es keine Strahlenopfer. Zwei Mitarbeiter starben durch Ertrinken beziehungsweise durch direkte Erdbebenfolge am Standort.

Die radiologischen Folgen am Standort, die erhebliche Evakuierungen zur Folge hatten, berichtet ausführlich der UNSCEAR Report 2020 [2]. In diesem Bericht wurden alle relevanten wissenschaftlichen Informationen zusammengetragen, die bis Ende 2019 verfügbar waren. «Seit dem UNSCEAR-Bericht von 2013 wurden keine negativen gesundheitlichen Auswirkungen bei den Einwohnern von Fukushima dokumentiert, die direkt auf die Strahlenbelastung durch den Unfall zurückgeführt werden könnten», so Gillian Hirth, Vorsitzende von UNSCEAR. Auch lagen selbst beim Personal am Standort die Strahlenexpositionen deutlich unterhalb der gesundheitlichen Gefährdungsschwelle.

Was war geschehen: Am 11. März 2011 trat an der Ostküste Japans ein starkes Seebeben auf, dem ein Tsunami von 14 Meter Wellenhöhe folgte und durch Überschwemmungen zu großen Schäden am Kernkraftwerk Fukushima Daiichi führte. In den Reaktorblöcken 1-4 fiel sowohl die externe Stromversorgung als auch die Notstromversorgung aus. Es kam zu Kernschmelzen und Wasserstoffexplosionen. Eine unglaubliche Fehlauslegung, die fassungslos macht: Fukushima war nur gegen Wasserhöhe von 5,7 Meter plus 4,3 Meter Reserve geschützt, obwohl Tsunamis mit Wellenhöhen über 10 Meter an diesem japanischen Küstenabschnitt bekannt sind. Japans Sicherheitskultur hat versagt.

„Was ist aus den Weltuntergangs-Szenarien geworden, die von den Medien angeheizt, Panik über den Erdball verbreiteten? Nichts, rein gar nichts – außer, dass der Tsunami in Fukushima in Deutschland mehr Kernreaktoren zerstört hat als im fernen Japan. Ließ doch die deutsche Kanzlerin, auf der Tsunamiwelle reitend, für ein paar Wählerstimmen einen ganzen Industriezweig gesetzwidrig enteignen, indem die gültigen Betriebsgenehmigungen deutscher Kernkraftwerke eingezogen wurden. Acht Blöcke wurden sofort abgeschaltet, die restlichen wurden bis 2023 außer Betrieb genommen – aus Angst vor einem Tsunami in der deutschen Tiefebene [3]?“

Kein Land folgt dem Weg Deutschlands in die Energiearmut. Weltweit schreitet der Ausbau der Kernenergie voran. Selbst in den öl- und gasreichen Vereinigten Arabischen Emiraten sind mittlerweile 3 Kernkraftwerke in Betrieb und 1 Kernkraftwerk im Bau.

Und wie sieht das Kernenergie-Schicksal in dem Land der Fukushima-Reaktorkatastrophe aus? Das folgende Diagramm zeigt die Abschaltung von Kernraftwerken in den Jahren 2012 bis 2015 und danach die schrittweise wieder Inbetriebnahme. In Japan sind zur Zeit 12 Kernkraftwerke wieder in Betrieb und 2 Kernkraftwerke im Bau.

[1] «Atomkatastrophe von Fukushima mit geschätzt bis zu 20 000 Todesopfern»

[2] https://www.unscear.org/unscear/en/publications/2020_2021_1.html

[3] Manfred Haferburg, „Fukushima. Acht Jahre danach. Weltuntergang? Eine Bilanz“, ACHGUT.de, 11.03.2019