Schwachpunkte der Kraftwerksstrategie

„Deutschland soll bis 2045 ein klimaneutrales Industrieland werden. Damit die deutsche Industrie bis 2045 Stahl, Zement oder andere energieintensive Produkte ohne CO2-Ausstoß herstellen kann, sollen neue wasserstofffähige Gaskraftwerke gebaut werden. Die neuen Gas-Kraftwerke sollen nur noch übergangsweise mit Erdgas betrieben werden. Ab 2035 bis 2040 sollen sie von Erdgas auf grünen Wasserstoff umstellen. Die genauen Umstellungstermine sollen 2032 festgelegt werden“, verkündete die Bundesregierung am 5. Februar 2024 bei Vorstellung ihrer Kraftwerksstrategie [1]. Es soll „auch dann genügend Strom produziert werden, wenn wenig Sonnen- und Windenenergie zur Verfügung stehen.“ Diese Strategie soll Kernstück des Kraftwerkssicherheitsgesetzes werden.

Darin kommt das bemerkenswerte politische Eingeständnis zum Ausdruck: Für die nationale Sicherheit braucht es der Sicherheit durch fossile Kraftwerke. Das ist ein Frontalangriff auf die grüne Energiewende-Ideologie, die bisher unterstellte, Versorgungssicherheit auch durch „Säulen“ wie Sonne und Wind herstellen zu können. Bislang galt die These, man könne quasi sofort aus der Kohle raus.

Ebenso bemerkenswert ist die Antwort von ChatGPT auf die Frage: Wie ist die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung zu beurteilen und wo liegen die Schwachpunkte? Hier die Antwort:

„Die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung zielt darauf ab, die Energieversorgung nachhaltig und zuverlässig zu gestalten, insbesondere im Kontext der Energiewende und der Reduktion von CO2-Emissionen. Dabei wird ein Mix aus erneuerbaren Energien, fossilen Brennstoffen und Kernenergie(??) angestrebt.

Einige mögliche Schwachpunkte dieser Strategie könnten sein:

1. Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen: Trotz des Ziels, den Anteil erneuerbarer Energien zu erhöhen, könnte die fortdauernde Nutzung fossiler Brennstoffe in der Übergangsphase die Klimaziele gefährden.

2. Infrastruktur und Netzausbau: Der notwendige Ausbau der Infrastruktur, insbesondere der Stromnetze, um die dezentralen erneuerbaren Energiequellen effizient zu integrieren, könnte hinter den Anforderungen zurückbleiben.

3. Technologische Abhängigkeiten: Die Strategie könnte von bestimmten Technologien oder Lieferanten abhängig sein, was die Flexibilität und Resilienz des Energiesystems beeinträchtigen könnte.

4. Finanzierung und Investitionen: Die Umsetzung der Strategie erfordert erhebliche Investitionen, und es könnte Herausforderungen bei der Finanzierung geben, insbesondere in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.

5. Akzeptanz in der Bevölkerung: Der Bau neuer Kraftwerke und die Umstellung auf erneuerbare Energien können auf Widerstand in der Bevölkerung stoßen, was die Umsetzung der Strategie erschweren könnte.

Insgesamt ist die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung ambitioniert, aber es gibt Herausforderungen, die angegangen werden müssen, um die gesetzten Ziele zu erreichen.“

Selbst ChatGPT erkennt die Notwendigkeit der Kernenergie. Doch zurück zu den Gaskraftwerken: Wer vor zehn Jahren fragte, wo der Strom nach Kernenergie- und Kohleausstieg bei Dunkelheit und Windstille herkomme, bekam die Standardantwort im Brustton tiefster Überzeugung: Wir werden moderne, hocheffektive Gaskraftwerke haben. Geschehen ist seither so gut wie nichts.

Noch bis Ende dieses Jahres oder Anfang des nächsten sollen Ausschreibungen veröffentlicht werden für 12,5 Gigawatt (GW) Gaskraftwerksleistung, also etwa 25 Anlagen. Zeitnah sollen auch fünf GW H2-ready (also vorbereitet für den Betrieb mit Wasserstoff) und zwei GW auf Wasserstoff umzubauende Anlagen ausgeschrieben werden. Dazu 0,5 GW sofort H2-fähige Kraftwerke (die es technisch, zumindest hinsichtlich von Gasturbinen, noch gar nicht gibt) und 0,5 GW Speicherleistung. Diese ist allerdings relativ uninteressant, entscheidend ist die Kapazität in Gigawattstunden (GWh). In einer zweiten Phase sollen bis 2045 weitere fünf GW „klimaneutrale“ Kraftwerke dazu kommen.

Mit der Ausschreibung macht die Bundesregierung allerdings wieder einmal den zweiten Schritt vor dem ersten. Denn erst ab 2028 soll der mit der EU-Wettbewerbskommission zu vereinbarende Kapazitätsmarkt greifen, der auch die in Reserve stehenden Kraftwerke vergütet. Das aber ist eine wichtige Kalkulationsgrundlage für Investoren. Denn die Volllastbetriebsstunden, in denen Strom am Markt verkauft werden kann, wird auf nur 800 Stunden von 8760 Jahresstunden geschätzt.

Über die Kosten hieß es in der Frankfurter Rundschau vom 19.7.2024: “Damit vor allem im Norden produzierter Windstrom in die großen Verbrauchszentren kommt, sollen Tausende Kilometer neue Stromtrassen gebaut werden. Das ist allerdings sehr teuer. Laut einer Prognos-Studie im Auftrag der KFW sind bis zur Mitte des Jahrhunderts allein für die Netzinfrastruktur zusätzliche Investitionen von rund 300 Milliarden Euro erforderlich. Andere Fachleute sprechen von deutlich höheren Summen – auch im Hinblick auf den geplanten Bau eines Wasserstoff-Kernnetzes. Angesichts der knappen Haushaltslage können die Mittel hierfür nicht allein vom Staat kommen, sondern müssen zum weit überwiegenden Teil am Kapitalmarkt mobilisiert werden.”

Die Energiepolitik der Ampel trägt wesentlich zur Krise des Staatshaushalts bei. Die Energiewende wird am Geldmangel verhungern.

[1] https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/kraftwerksstrategie-2257868