Nachfrage nach Öl und Kohle steigt global…

… Abschwächung hingegen bei CO2-Emissionen

Ölmarkt

Internationale Ölkonzerne nehmen ihre grünen Verpflichtungen langsam zurück, dies berichteten wir bereits vor einigen Wochen. Angetrieben durch das Wachstum industrieller Anwendungen wie der Kunststoffproduktion und des Schwertransports wird die Ölnachfrage bis 2050 über 100 Millionen Barrel pro Tag bleiben, schrieb Exxon am 26.8.2024 in seinem jährlichen Global Outlook [1].

Das Netto-Null-Emissionsszenario der Internationalen Energieagentur (IEA) [2] besagt hingegen, dass die Nachfrage bis 2050 um 75 % auf 24 Millionen Barrel pro Tag sinken muss, um die Erwärmung auf 1,5 °C über den vorindustriellen Normen zu begrenzen, wie es im Pariser Klimaabkommen gefordert wird. Das Abkommen geht dabei von der unbewiesenen Hypothese aus, dass CO2 nennenswert zur Erwärmung der Erdatmosphäre beiträgt.

Viele Länder und Konzerne, darunter auch Exxon, haben zwar Pläne ausgearbeitet, um bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Aber diese Ziele zu erreichen, wird von Jahr zu Jahr schwieriger, da die Nachfrage nach Energie aller Art weiter steigt.

Die Prognosen von Exxon stimmen in etwa mit anderen jüngsten Prognosen von Teilnehmern der Ölindustrie überein. Die OPEC rechnet mit einem Verbrauch von 116 Millionen Barrel pro Tag im Jahr 2045, während der Pipeline-Riese Enbridge Inc. prognostiziert, dass die Nachfrage 110 Millionen Barrel pro Tag übersteigen könnte [1].

Die Nachfrage wird so hoch sein, dass es nach Ansicht von Exxon “katastrophal” wäre, jetzt nicht in neue Projekte für fossile Brennstoffe zu investieren. Ohne neue Investitionen geht Exxon davon aus, dass das Ölangebot bis 2030 um 70 % bis 30 Millionen Barrel pro Tag sinken, die Rohölpreise in die Höhe treiben und die Weltwirtschaft dezimieren würde.

Kohlemarkt

Auch auf dem Kohlemarkt herrscht Dynamik: Weltweit wurde noch nie so viel Kohle verbraucht wie im Jahr 2023. Der Gesamtverbrauch des fossilen und damit klimaschädlichen Brennstoffs sei um 1,4 Prozent auf 8,5 Milliarden Tonnen angestiegen, teilte die Internationalen Energieagentur (IEA) kürzlich mit [2]. Der bisherige Höchstwert stammt aus dem vergangenen Jahr.

Zu einer entsprechenden Feststellung gelangte auch das Energy Institute [3]. Im Jahr 2023 erreichte die weltweite Kohleförderung ihren Höchststand (179 EJ)*) und übertraf damit den bisherigen Höchststand im Jahr zuvor. Auf die Region Asien-Pazifik entfiel fast 80 % der weltweiten Produktion mit einer Konzentration auf nur vier Länder: Australien, China, Indien und Indonesien (gemeinsam verantwortlich für 97 % der Produktion der Region). China allein war verantwortlich für etwas mehr als die Hälfte der gesamten Weltproduktion. In China wurden 220 Millionen Tonnen Kohle mehr verbraucht als im Vorjahr, was einem Plus von 4,9 Prozent entspricht. Etwa 60 Prozent der Kohle wird in China zur Stromproduktion genutzt. Die Kohleproduktion in Nord-, Süd- und Mittelamerika, Europa und der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) ging im Vergleich zu 2022 zurück.

Der weltweite Kohleverbrauch überschritt erstmals 164 EJ*). Ein Anstieg von 1,6 % gegenüber 2022 und war damit siebenmal so hoch wie die durchschnittliche Wachstumsrate in den vorangegangenen zehn Jahren (siehe Abbildung „Global coal consumption“).

Bei der Entwicklung in diesem Jahr gibt es der IEA [2] zufolge aber große Unterschiede zwischen Industrie- und Schwellenländern. In Europa ging der Kohleverbrauch laut der IEA um rekordträchtige 23 Prozent zurück, in den USA sank er um 21 Prozent – ebenfalls ein Rekord. Dies sei vor allem auf eine schwächere Industrietätigkeit und die Abkehr von der Kohleverstromung zugunsten der Erneuerbaren Energien zurückzuführen.

 

Kohleverbrauch in bestimmten Weltregionen. Quelle: energyinst.org [1]

Kohle ist laut IEA [2] noch der wichtigste Energieträger für die Stromerzeugung sowie für die Stahl- und Zementproduktion, und die größte vom Menschen verursachte Quelle des „Treibhausgases“ Kohlenstoffdioxid. Trotz des erwarteten Rückgangs gehen die Experten davon aus, dass der Kohleverbrauch bis einschließlich 2026 weiter bei deutlich über acht Milliarden Tonnen im Jahr liegen wird.

Trend der CO2-Emissionen

Die Entwicklung der globalen CO2-Emissionen in den letzten Jahren entspricht nicht den Voraussagen. Mit zunehmendem Bedarf an fossiler Energie sollten auch die CO2-Emissionen unverändert weiter ansteigen. Stattdessen zeigt sich eine deutliche Abschwächung des bisherigen Emissionsverlaufs, wie die nachfolgende Abbildung zeigt. Hierauf wurde bereits in einem früheren Beitrag hingewiesen.

Globale CO2-Emissionen mit erkennbarerer Abflachung in den letzten Jahren. Quelle: Destatis

Von besonderer Bedeutung – vor allem im Hinblick auf das Netto-Null-Ziel – ist der Vergleich der CO2-Emissionen der sechs großen Industrienationen in der nachfolgenden Abbildung: Während es den Staaten Großbritannien, Deutschland, Japan und USA gelungen ist, ihre CO2-Emissionen in den Jahren 2020 – 2023 um 301 Mio. Tonnen CO2 zu drosseln, stiegen die Emissionen in Indien und China im gleichen Zeitraum um mehr als das Doppelte dieses Wertes auf 642 Mio. Tonnen CO2.

Für alle jene, die an den Treibhauseffekt des CO2 glauben, mag Netto-Null als hehres Ziel erscheinen, solange es aber Nationen gibt, die der Prosperität Vorrang vor CO2-Reduktion einräumen, sind einseitige Reduktionsmaßnahmen für das Klima wirkungslos und schaden überdies vor allem der eigenen Wirtschaft.

Erderwärmung

Die mittlere globale Oberflächentemperatur liegt heute bereits um 1,2 °C über dem vorindustriellen Niveau [5].

Laut des 6. Sach­standsberichts des Weltklimarats steigt die globale Durchschnitts­temperatur auf der Erdoberfläche aufgrund zunehmenden Konzentration von CO2 in der Atmosphäre kontinuierlich an.  Nun hat sich aber seit Jahren eine Abschwächung der CO2-Emissionen eingestellt, die eine Abnahme der Temperatur hätte erwarten lassen. Stattdessen: Die 10 wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen fanden alle im letzten Jahrzehnt (2014-2023) statt [6]. Also in jener Zeit mit der deutlichen Abschwächung der CO2-Emissionen(s.o.), was einer eindeutigen Korrelation zwischen CO2 und Oberflächentemperatur widerspricht.

Jährliche Oberflächentemperatur von 1880 bis 2023 im Vergleich zum Durchschnitt des 20. Jahrhunderts (1901-2000). Blaue Balken zeigen überdurchschnittlich kühle Jahre an; Rote Balken zeigen überdurchschnittlich warme Jahre. NOAA Climate.gov Grafik, die auf Daten der National Centers for Environmental Information basiert [6].

 

*) Umrechnung:

1 Exajoule (EJ) = 1018 Joule = 278.000 GWh = 34.194 t Steinkohleeinheiten (SKE).

Der Betrag von 179 EJ entspricht annähernd 6,12 Mio. t SKE.

Zur Erzeugung von 1 kWh Strom bedarf es 0,123 kg Steinkohleeinheiten, um eine ungefähre Vorstellung von den jeweiligen Energiegrößen zu bekommen.

Quellen: