Wiederaufarbeitungsanlage für ausgediente Kernbrennstoffe in La Hague in der Normandie im Nordwesten Frankreichs. Die Anlage wird von der Orano-Gruppe betrieben und ist die weltweit grösste Anlage dieser Art. Quelle: [1]
Der definitiv letzte Bahntransport mit verglasten hochaktiven Abfällen ist von der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague in Frankreich im Zwischenlager Philippsburg in Deutschland eingetroffen [1].
Deutsche ausgediente Brennelemente werden seit Jahren in Frankreich wiederaufarbeitet. Um die dabei angefallenen radioaktiven Abfälle schneller als bisher wieder nach Deutschland zurückzuführen, wurde 2021 zwischen der deutschen und der französischen Regierung ein Abkommen geschlossen, welches das Prinzip der Äquivalenz in Bezug auf Masse und Radioaktivität vorsah. Damit konnte die Anzahl Transporte reduziert werden. Denn statt bis zu 17 Transporten mit mittelaktiven Abfällen ist nur noch ein Transport mit hochaktiven Abfällen nötig.
Dieser einzige und letzte Transport aus der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague ins Zwischenlager Philippsburg fand am 20. November 2024 statt. Damit wurden auch alle Verpflichtungen aus den früheren Verträgen zur Wiederaufarbeitung ausgedienter deutscher Brennelemente beglichen, welche die französische Orano seit 1977 mit den vier deutschen Stromversorgern PreussenElektra, RWE, EnBW und Vattenfall geschlossen hatte.
Zuvor waren 5310 Tonnen Brennstoff aus deutschen Kernkraftwerkseinheiten in La Hague verarbeitet worden, wovon 97% nach Deutschland zurückgeführt wurden [1].
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In Deutschland besteht beim Umgang mit Kernbrennstoffen die atomrechtliche Verpflichtung, anfallende radioaktive Reststoffe primär schadlos zu verwerten oder als radioaktive Abfälle geordnet zu beseitigen. In den ersten Jahren des Kernkraftbetriebes bedeutet das die Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelement zum Zwecke der Rückgewinnung des unverbrauchten Kernmaterials und dessen erneuten Einsatz in Kernkraftwerken. Da zum Zeitpunkt der Verpflichtung in Deutschland keine Wiederaufarbeitungsmöglichkeit bestand, wurden die abgebrannten Brennelemente in La Hague und in Sellafield/Großbritannien aufgearbeitet. Die dabei anfallenden radioaktiven Abfälle wurden an die jeweiligen Kernkraftwerke zurückgeliefert (siehe oben).
Mit der Aufgabe der Wiederaufarbeitungspläne in Deutschland wurde die rechtliche Möglichkeit der direkten Endlagerung abgebrannter Brennelemente geschaffen. In Ermangelung eines dafür geeigneten Endlagers in Deutschland werden die abgebrannten Brennelemente in Castor-Behältern an den Kernkraftwerksstandorten zwischengelagert. Einige mit Brennelementen beladene Castor-Behälter stehen zudem im Zwischenlager in Gorleben. Die Fortsetzung des Zwischenlagerbetriebes wurde durch die niedersächsische Landesregierung unterbunden.
[1] Orano, Medienmitteilung, 20. November 2024