Die von der Bundesregierung eingesetzte Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ sieht in ihrem Abschlussbericht vom Januar 2019 den Ausstieg aus der Stromversorgung mit Stein- und Braunkohle bis 2038 vor. „Kritik am Abschlussbericht der Kommission“ wurde unter diesem Titel auf dieser Webseite bereits am 20.2.2019 veröffentlicht.
Nach Angaben des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sollen bis 2022 (gegenüber 2017) 12,6 Gigawatt installierter Kohleleistung stillgelegt werden, wobei ein erheblicher Teil der Kohlekraftwerke durch Gas-KWK-Anlagen ersetzt wird. In den 12,6 Gigawatt seien auch marktgetriebene Stilllegungen und Maßnahmen aus der Sicherheitsbereitschaft enthalten. Bis 2030 sollen insgesamt 25,6 Gigawatt vom Netz genommen werden, die verbliebenen Kohlekraftwerke bis 2038.
Mitschnitt eines Interviews bei dem Radiosender 2GB am 22.01.2019
Michael McLaren (GB) und Craig Kelly (MP)
Übersetzung: Günter Keil
Hinweis: Dieses Interview wurde 2 Tage vor dem Blackout im australischen Bundesstaat Victoria vom 24.01.2019 aufgezeichnet. Die Veröffentlichung dieses Interview-Mitschnitts durch den Blog STT (hier als Teil 2 bezeichnet) erfolgte zusammen mit einer Publikation des STT zum o.g. Stromausfall erst am 5. 02.2019 (Teil 1). (G.K.)
Einleitung von Michael McLaren
„Bei uns ist heute der Unterstützer des STT, der liberale Parlamentsabgeordnete Craig Kelly, der hier auf 2 GB über eine Zukunft interviewt wird, in der die Australier wieder eine bezahlbare Stromversorgung erhalten könnten, wann und wie sie benötigen.
Trevor St Baker, ein führendes Energie-Schwergewicht, hat diese Woche einen 6-Milliarden-Dollar-Plan für die Entwicklung des ersten hocheffizienten und emissionsarmen Kohlekraftwerks Australiens vorgelegt. St. Baker macht geltend, dass es in ganz Australien bekannt ist, dass es eine Leistungs-Lücke an zuverlässiger, planbarer Elektroenergie von mindestens 1000 MW (Megawatt) in Victoria und New South Wales gibt. New South Wales hat eine rasch wachsende Bevölkerung, verfügt aber über keine Reservekapazitäten.
Der Parlamentsabgeordnete Craig Kelly, das liberale Mitglied für den Wahlbezirk Hughes (Anm.: Hughes ist ein Vorort der Hauptstadt Canberra) , schließt sich dieser Einschätzung an – um seine Unterstützung für den Plan zu betonen, der die kostengünstigste Art und Weise wäre , um die ausschlaggebende, stabile und zuverlässige Stromversorgung bereitzustellen, wie wir sie benötigen.
„Genau so, als ob man versucht, etwas mit Hilfe einer Schnur anzuschieben, tragen Wind- und Solarenergie nichts zu einer zuverlässigen Kapazität der Stromerzeugung bei: Es gibt sie nicht, wenn Sie sie brauchen und oft ist sie da, wenn sie nicht benötigt wird. Wind- und Solarstrom sind deshalb ein immerwährender Ärger für die Stromnetz-Manager – also die Leute, die versuchen, die Lichter leuchten und in diesem Sommer die Klimaanlagen summen zu lassen.
Am 25. Januar (2019) waren 200.000 Haushalte und Unternehmen in Victoria (Anm: Bundesstaat im Süden Australiens) ohne Strom – und sie waren wütend darüber, was mit ihrer einst zuverlässigen und günstigen Stromversorgung geschehen war.
Victorias Premierminister Daniel Andrews und die Ministerin für die Verschrottung des Stromnetzes, Lily D’Ambrosio hatten einen Freudentanz aufgeführt, als das 1.600 MW (Megawatt) Kohlekraftwerk Hazelwood durch den subventionierten Windstrom aus dem (Energie-)-Geschäft hinausgeworfen wurde.
Die Würfel sind gefallen: Die Kohlekommission hat sich für den Ausstieg aus der Kohlekraftwerksnutzung ausgesprochen. Nicht sofort, aber mittelfristig. Der genaue Zeitplan liegt noch nicht fest. Damit ist der erste Schritt auf dem Weg zur politisch angestrebten Decarbonisierung vollzogen worden, das bedeutet den vollständigen Verzicht auf die Verbrennung jedes fossilen Energieträgers. Eine unvorstellbare Utopie, keine Kohle, kein Gas, kein Erdöl.
Der Grund: Kohlekraftwerke setzen Stoffe frei, die der Gesundheit schaden können. Staub, Ruß und Asche, Schwefeloxide und Stickoxide in der Luft sind es, die bei mangelnder Abgasreinigung vor allem Bewohner in Kraftwerksnähe belasten. CO2 soll einen Klimawandel herbeiführen.
Prof. Dr. Helmut Alt, Fachhochschule Aachen, richtete an den Nordrhein-Westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet das nachfolgende Schreiben zum Abschlussbericht der Kohlekommission:
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
der Abschlussbericht der Kohlekommission und die Gaspipeline Nordstream 2 geben Anlass, den hier offen zu Tage tretende Mangel an Fachkompetenz bei der Besetzung solcher Kommission ernsthaft zu hinterfragen. Bereits die mit nur minimaler Fachkompetenz besetzte Ethikkommission, die im Jahr 2011 zum folgenreichen Ausstieg aus der friedlichen Nutzung der CO2-freien, kostengünstigen und sicheren Stromerzeugung aus Kernenergie in Deutschland führte und den Ertrag der staatlichen Forschungsstätten in Jülich und Karlsruhe, zweier hoch qualifizierter Wissenschaftlergenerationen auf dem Gebiet der Kerntechnik, die in der nachfolgenden technischen Realisierung zu den weltbesten Kernkraftwerken führte, wurde durch diese Kommission zunichtegemacht. Nun hat die ebenfalls mit nur minimaler Fachkompetenz besetzte Kommission für „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ (Kohlekommission) ein Arbeitsergebnis vorgelegt, dass die dort gesetzten Zielvorgaben bereits aus rein technischen, naturgegebenen Verfügbarkeitsgründen, niemals erreichen kann.
Im Rahmen des Pariser Abkommens, das im Dezember 2015 beschlossen wurde und im November 2016 in Kraft trat, vereinbarten viele OECD-Länder, eine Verringerung ihrer Treibhausgasemissionen anzustreben, die ausreicht, um den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2 °C zu halten. Um die globalen Temperaturen auf unter 2 °C zu halten, müssen, so die weit verbreitete Auffassung, die Treibhausgaskonzentrationen in der Erdatmosphäre auf etwa 450 ppm (Partikel pro Million) CO2-Äquivalent begrenzt werden. (Der Treibhauseffekt des vom Menschen erzeugten Kohlendioxids istwissenschaftlich nicht erwiesen und wird von zunehmend mehr Wissenschaftlern bestritten.)
Prognosen gehen davon aus, dass die CO2-Emissionen aus den Stromsektoren der OECD-Länder bis zur Mitte des Jahrhunderts um fast 90 % gesenkt werden müssten, um dem Ziel 2 °C entsprechende Reduktionen zu erreichen. Die durchschnittliche Kohlendioxidintensität des in den OECD-Ländern erzeugten Stroms von heute 430 g CO2 pro kWh müsste bis 2050 auf etwa 50 g CO2 pro kWh reduziert werden, wie OECD-NEA in ihrer Studie schreibt [1]. Bei Verfolgung dieses Ziels sind gravierende Eingriffe in das Stromsystem unvermeidbar.
Autor des nachfolgenden Beitrages: Prof. Dr.-Ing. Helmut Alt, Fachhochschule Aachen
Das Bemühen zur Beeinflussung des Klimawandels durch CO2 -Emissionsminderung, ohne die Ursache der Wirkungsrelevanz abschließen erforscht zu haben, gibt Anlass, das CO2 -Minderungspotential der beiden Alternativen der Primärenergie als Antriebsenergie bei den Fahrzeugen zu ermitteln. Die relative Unkenntnis über die dominierenden Ursachen der Klimaänderung hat dazu geführt, dass die sachliche Auseinandersetzung, wie ein wirksamer Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden kann, auf der Strecke geblieben ist. Schlimmer noch: Die Deutschen sind im Inbegriff, ihre noch führende Autoindustrie, zugrunde zu richten. Denn die überhastete Transformation in der Autoindustrie senkt die Wettbewerbsfähigkeit und bedroht Arbeitsplätze. Unsere Kinder werden uns zu Recht fragen, was wir uns dabei gedacht haben, wenn Klimaforschung zu weiteren und anderen als den heutigen Erkenntnissen gelangt.
Der nachfolgende Beitrag ist einem Leserbrief von Prof. Dr.-Ing Helmut Alt an die FAZ entnommen. Er ergänzt den vorangegangenen Artikel auf dieser Webseite.
Am 25.1.2019 hat die Kohlekommission beschlossen, 2038 aus der Stromerzeugung mittels Kohlekraftwerke auszusteigen, einen Tag vorher am 24.01.2019 hatte die „Natur“ beschlossen, aus der Wind- und Solarstromerzeugung auszusteigen (Abb.): Es war den ganzen Tag über, von der Nordsee bis zu den Alpen kein Wind und die Sonne schien auch nicht. In Bayern waren die Photovoltaikanlagen mit Schnee zugedeckt. Ebenso wie die Naturgesetze nicht dem Gesetzgebungsprozess im Deutschen Bundestag folgen. Wenn auch ein Zwischenrufer im Plenum auf diesen Hinweis antwortete: „Dann müsse man die Naturgesetze eben ändern“! Der Gesetzgeber sollte schon zur Kenntnis nehmen, dass die Natur deren Beschlüsse, wie diese auch immer ausfallen mögen, nicht folgt.
Am 25.1.2019 hat die Kohlekommission beschlossen, 2038 aus der Kohle auszusteigen, einen Tag vorher hatte die Natur beschlossen, aus der Windstromerzeugung auszusteigen. Die windarme Zeit führte zu einem maximalen Börsenpreis von 105,3 €/MWh
Leider wird im Abschlussbericht der Kohlekommission in keinem einzigen Diagramm anhand der Leistungsganglinien aufgezeigt, warum die Stromerzeugung trotz zunehmender Wind- und Solaranlageninvestments, zu Lasten aller Stromverbraucher, nicht möglich ist und ohne bezahlbare Stromspeicher auch zukünftig nicht möglich sein wird.
Es fehlte der Kommission offenbar mangels Fachwissen, an Demut zu bekennen, dass man zur Überbrückung von nur fünf Flautetage rd. 8 TWh benötigt, für die aber keine Stromspeicher verfügbar sind und auch in denkbarer Zukunft, zu bezahlbaren Kosten im Wettbewerb zu noch neu zu errichtenden Gasturbinen, nicht verfügbar sein werden. Das größte Pumpspeicherkraftwerk Europas in Goldisthal kann beispielsweise maximal 0,009 TWh bereitstellen, um dann wieder mit 30 % mehr Strombedarf, wie die bereitgestellte Strommenge ausmachte, aufgeladen zu werden.
Die Kommission hat den Ausstieg aus der Kohleverstromung für 2038 mit nur einer Gegenstimme vorabschiedet. Möglicherweise stammte diese eine Gegenstimme von einem geistigen Sohn AlbertEinsteins oder in Erinnerung an den Filmklassiker: „Die zwölf Geschworenen“. Albert Einstein sagte, als man ihm vorhielt, dass doch die überwältigende Mehrheit aller Physiker seine Relativitätstheorie für falsch hielte: „Warum sind es so viele, einer hätte genügt“.
Die Energiewende im Strombereich zielt darauf ab, die Stromversorgung einzig und allein durch erneuerbare Energien sicherzustellen, die durch das Erneuerbare-Energie-Gesetz erheblich gefördert werden mit der Folge der zweithöchsten Strompreise in Europa. Windenergie- und Solaranlagen als Hauptträger der erneuerbaren Energien können – unabhängig von deren Anzahl und Leistung – Kohle,- Gas- und Ölkraftwerke dann und nur dann ersetzen, wenn Energiespeicher zur Verfügung stünden, die für mindestens 14 Tage den wetterbedingten Ausfall der Erneuerbaren kompensieren und die sichere Stromversorgung übernehmen könnten. Energiespeicher in der erforderlichen Kapazität stehen nicht zur Verfügung und wird es in absehbarer Zeit auch nicht geben, wenn überhaupt jemals. Alle Aussagen, die das Gegenteil behaupten, stehen auf tönernen Füssen. Auch das europäische Verbundsystem stünde wohl kaum zur Verfügung, wie eine Studie der BDEW belegt [3].
Erforderlich wären Energiespeicher, die mindestens 21.000 Gigawattstunden (GWh) Strom liefern könnten. Die als Energiespeicher in Deutschland vorhandenen Pumpspeicherkraftwerke liefern zusammen 40 GWh. Das mit 9 GWh größte deutsche Pumpspeicherkraftwerk befindet sich in der thüringischen Gemeinde Goldisthal. Diese Pumpspeicherkraftwerke kommen zum Stromausgleich bei kurzzeitigen Schwankungen des Wind- und Solarstroms zum Einsatz.
Fazit: Mit dem Kernenergie-Ausstieg ab 2022 können wir zur Aufrechterhaltung einer gesicherten Stromversorgung auf Kohle-, Gas- oder Ölkraftwerke nicht verzichten.
Die ARD-Reportage „Das Diesel-Desaster“ *)am 7. Januar 2019, 21:45 Uhr bestätigt den Artikel vom 4. Dezember 2018 auf dieser Webseite über die Unverhältnismäßigkeit des NO2-Grenzwertes „Straße“ in vollem Umfang. Der Grenzwert wird in der Reportage als absurd niedrig ausgewiesen, bei dem keinerlei Gesundheitsrisiken bestehen, die Messergebnisse seien in Teilen manipuliert und Aufstellungsorte der Messanlagen seien höchst fragwürdig. In einer Wohnung ermittelte Messwerte belegen eine um das Mehrfache höhere NO2-Konzentration bei Gebrauch eines Gasherdes. Einen erschreckenden Eindruck hinterlässt die Rechtfertigung des Grenzwertes durch die Bundeskanzlerin, die als frühere Umweltministerin den Grenzwert mit zu verantworten und als Bundeskanzlerin beschlossen hat. Dieser unverhältnismäßige Grenzwert von 4o Mikrogramm pro Kubikmeter verursacht für die Nutzer von Dieselfahrzeugen einen Schaden in Milliardenhöhe.