Zugegeben, auf den ersten Blick ist die folgende Grafik für jene verwirrend, die nicht mit der Stromerzeugung und der Zusammensetzung des Stromes vertraut sind. Gleichwohl gibt sie –bei Geduld und gutem Willen – einen informativen Einblick in die momentane Situation und die Voraussetzung für eine rund um die Uhr sichere Stromversorgung.
Die Grafik stellt unter Einbezug aller regenerativen Stromeinspeisungen, über die Deutschland verfügt, die Energieanteile an der Stromerzeugung dar, die der energiewirtschaftlich relevanten Stromabrechnung im Stunden- Raster im Januar 2022 zugrunde liegt (Grafiken anderer Monate unterscheiden sich nicht grundlegend):
Die braune Fläche zeigt, was aus den Energiequellen Kohle, Gas und sonstige gedeckt wird, der pinkfarbene Streifen gibt den (recht konstanten) Anteil der noch verbliebenen drei letzten Kernkraftwerke an. Vor dem beschlossenen Kernenergieausstieg trug die Kernenergie noch 60 % zur Grundlastversorgung bei, also jener Stromversorgung, die rund um die Uhr und unabhängig von Wind und Sonne immer zur Verfügung stehen muss.
Anteile der Energieträger an der Stromerzeugung im Stundenraster
Zu keinem Zeitpunkt sind die wetterabhängigen Stromerzeuger (blaue, hellgrüne und gelbe Flächen) auch nur annähernd in der Lage, den Strombedarf zu decken. In außerordentlich beträchtlichem Maße bedarf es der Stromerzeugung aus Kohle und Gas (braune Fläche) und der Kernenergie (pink) für eine sichere, zuverlässige Stromversorgung.
Ferner enthält die Grafik folgende Information: Die rote Fläche am unteren Grafikrand zeigt an, dass bei viel Wind etwa ein Drittel der Windstromerzeugung aus technischen Gründen ins benachbarte Ausland abgegeben werden muss, um das Netz stabil zu halten. Die Abgabe erfolgt zu fast Null-Preisen und führt folglich stets zu finanziellen Lasten aller Stromverbraucher in Deutschland.
Auch bei weiterem Ausbau von Windenergie- und Solaranlagen, wie politisch gefordert, ist nach Ausstieg aus Kernenergie und Kohle mindestens ein Fossilenergieträger unverzichtbar und das wäre Erdgas.
Nicht nur, dass aktuell keine ausreichende Gaskraftwerkskapazität zur Verfügung steht, der Krieg in der Ukraine hat die gewaltige Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland und deren Lieferrisiken dramatisch bewusst gemacht. Und nun stelle man sich vor, dass auch die sichere Stromerzeugung mittels Kohle und Kernenergie ebenfalls noch durch Gas ersetzt werden soll.
Die drei letzten verbliebenen Kernkraftwerke ohne zwingende Notwendigkeit aus politischen Opportunismus vom Netz zu nehmen, wäre in der gegenwärtigen Krisensituation ein weiterer großer Fehler der Energiewende, den man unserem Land entgegen dem Amtseid: “…den Nutzen mehren… ” den alle amtstragenden Politiker gesprochen haben, antun kann.
Man fragt sich, warum kein Vertreter der etablierten Parteien selbst in dieser Krisensituation den Mut aufbringt zu bekennen, dass der Ausstieg aus der Kernenergie zur CO2-freien, fast autarken, kostengünstigen und sicheren Stromerzeugung in Deutschland und für Deutschland der größte energiepolitische Fehler der Nachkriegszeit ist?
Zu Beginn der Krisensituation äußerte der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zur Laufzeitverlängerung zwar: „Ich würde das nicht ideologisch abwehren“, ruderte aber später zurück, der Weiterbetrieb „würde uns nicht helfen“.
Entlarvend sei, schreibt die FAZ am 26.03.2022, dass zur Begründung dieser Absage immer neue Argumente bemüht werden. An späterer Stelle im Text heißt es wörtlich:
„Es geht um riesige Strommengen, die die verfemte Kohle und Kernkraft dem Gas abnehmen könnte. Trotz des Rückgangs stammten 2021 noch immer mehr als 15 % des deutschen Stroms aus Erdgas. Es war damit der wichtigste Lieferant nach der übermächtigen Braunkohle und der – wetterabhängigen – Windkraft an Land. In einer Krisensituation wie der gegenwärtigen kann die Nukleartechnik also durchaus Gas ersetzen, finden nicht nur Kernenergiebefürworter.“