Kohleausstieg bis 2030 war zu ehrgeizig

Bis 2030 wollte die Bundesregierung aus der Kohle aussteigen, acht Jahre früher als offiziell angestrebt. Trotz eines verstärkten Ausbaues der Windenergie- und Solaranalgen ist, wie zu erwarten, wegen der Wetterabhängigkeit dieser Anlagen eine sichere Stromversorgung ohne Strombeiträge aus konventionellen Kraftwerken nicht möglich. Vorrangig Kohlekraftwerke, nachdem die letzten drei Kernkraftwerke im April dieses Jahres aus politischen Gründen abgeschaltet wurden.

Kürzlich legte die Energieregulierungsbehörde, die Bundesnetzagentur (BNetzA), fest, dass „systemrelevante“ Kohlekraftwerke im Notfall als Notstromquellen zur Verfügung stehen müssen. Die Agentur beschloss, die Stilllegung bestimmter Anlagen vor März 2031 zu verbieten.

Zwei der größten deutschen Energieversorger werden einige Kohlekraftwerke länger als bisher erwartet in Betrieb halten müssen. Die Entscheidung der BNetzA betrifft zwei Blöcke im Uniper-Werk Scholven in Gelsenkirchen und das Werk Altbach/Deizisau der EnBW im Südwesten Deutschlands.  Sowohl die Uniper SE als auch die EnBW Energie hatten versucht, die Anlagen vor 2030 auslaufen zu lassen. Nun müssen die Anlagen möglicherweise zumindest im Standby-Modus bleiben.

Uniper, das auf dem Höhepunkt der Energiekrise im vergangenen Jahr verstaatlicht wurde, plante 2029 aus der Kohle auszusteigen und bis 2030 eine kohlenstofffreie Stromerzeugung von 80 % zu erreichen. EnBW verkündete, die Entscheidung der BNetzA habe keinen Einfluss auf die Ausstiegspläne des Unternehmens.

Auf konventionelle Kraftwerke zur Stabilisierung des Stromnetzes stets angewiesen zu sein, kommt auch in dem von der Bundesregierung angestrebten Bau von 24 GW Gaskraftwerken zum Ausdruck, die den Kohleausstieg ermöglichen sollen. Eine Ausschreibung für die Gaskraftwerke fand bislang nicht statt. Ihre rechtzeitige Verfügbarkeit steht in den Sternen. Überdies werden diese Gaskraftwerke wegen ihres nur in Flautezeiten erforderlichen Betriebs nie rentabel arbeiten und daher dauerhaft subventioniert werden müssen. Natürlich zu Lasten der Stromverbraucher. Gaskraftwerke sind mithin die teuerste Art der Stromerzeugung.