Vor zwei Jahren berichteten wir über den guten Zustand der Korallenabdeckung am Great Barrier Reef. Für unsere Medien ist offenbar auch die weitere positive Entwicklung des Atolls nicht berichtenswert. Das Great Barrier Reef erreicht im dritten Jahr in Folge einen Rekord an Korallenbedeckung [1].
Die UNESCO hatte seit Jahren das Riff mit dem Etikett “gefährdet” versehen. Dass nunmehr das Welterbe-Komitee das Riff bei seiner Sitzung im nächsten Monat nicht als “gefährdet” einstufen wird, ist zweifellos eine große Erleichterung für die australische Regierung, aber diese Entscheidung ist immer noch an viele Bedingungen geknüpft. Die Regierung muss bis Mitte 2027 die gesamte Kiemennetzfischerei verbieten und die Landaktivitäten, die sich Hunderte von Kilometern landeinwärts von der Küste und noch weiter vom Riff selbst aus erstrecken, genauer überwachen. Es muss auch die Milliarden von Dollar für Forschung und Riffmanagement fließen lassen [1].
1985 emittierten die Menschen nur 19,6 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr, heute stoßen sie 37 Milliarden Tonnen aus. In der Zwischenzeit wurde die Korallenabdeckung über Tausende von Kilometern durch Taucher des Australien Institute for Marine Science (AIMS) [2] inspiziert. Die Gesamtlänge des Riffs beträgt 2300 km.
„Dies sind die detailliertesten Unterwasseruntersuchungen des größten Riffsystems der Welt, und sie zeigen, dass die Korallen weit davon entfernt sind, zur Hölle gebleicht zu werden, sondern zahlreicher sind, als wir sie je gesehen haben“, betonte Peter Ridd. Er erinnerte an eine Voraussage des AIMS-Team im Jahr 2012, dass die Korallenbedeckung in den zentralen und südlichen Regionen bis 2022 auf 5 bis 10 Prozent zurückgehen würde. Stattdessen gedeiht das gesamte Riff zu 30 Prozent.
Peter Ridd [1] beklagte, „zehn Jahre, nachdem unsere Korallen ein Rekordtief erreicht hatten, zeigte unsere Umfrage, dass die Hälfte des Landes nicht bemerkte, dass sich das Riff erholt hat. Nur 3 % wussten, dass die Korallen auf einem Rekordhoch waren, und fast die Hälfte der (australischen) Grünen-Wähler lag so falsch, wie sie nur sein konnten – sie dachten, die Korallenbedeckung sei auf einem Rekordtief. Bezeichnend die Aussage des Sprechers der Grünen Senator Peter Whish-Wilson: “Die Verbrennung fossiler Brennstoffe kocht buchstäblich unsere Ozeane und degradiert die Meeresökosysteme auf der ganzen Welt, und nirgendwo sonst wurde dies mehr politisiert als am Great Barrier Reef”.
Der vollständige AIMS-Bericht wird im August 2024 veröffentlicht. „Sowohl vor als auch nach der Untersuchung gab es einige Korallen-Bleichstellen, und wie üblich werden wir monatelang nicht wissen, ob Korallen tatsächlich gestorben sind oder ob es nur die normale Hausrenovierung war, die Korallen durchlaufen, wenn sie gestresst sind. Es ist üblich, dass Korallen die Zooanthellen auswerfen, wenn sich die Temperaturen ändern, und neuere Hausgäste hereinlassen, die besser akklimatisiert sind. Da der Meeresspiegel in der Nähe von Queensland vor 6.000 Jahren um 1 bis 2 Meter höher war und die Welt viel wärmer war, können Korallen eindeutig für sich selbst sorgen.“
Wie Peter Ridd sagt, sind die größten Bedrohungen für das Riff Wirbelstürme und Dornenkronen-Seesternplagen, von denen keines heute schlimmer zu sein scheint als vor Jahren.
[1] https://joannenova.com.au/
[2] www.aims.gov.au