Die EU plant, ihre Offshore Kapazitäten bis 2050 auf 300 Gigawatt zu verzwanzigfachen. Deutschland wolle seine Kapazitäten bis 2030 auf 35 Gigawatt erhöhen, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck [1]. Im Jahr 2021 betrug die deutsche Kapazität etwa 7,7 GW. 2045 sollen nach den Plänen der Bundesregierung dann mindestens 70 Gigawatt zur Verfügung stehen.
Doch es bedarf keines technischen Sachverstandes für die Einsicht, dass auch durch Zubau von Windenergieanlagen keine sichere Stromversorgung erreicht werden kann, denn Null mal unendlich viele Anlagen, die alle auf Wind warten, bleibt im Ergebnis gleich Null. Gleich, über wieviel Onshore- und Offshore-Windenergieanlagen Deutschland verfügt, der Windstrom ist nicht grundlastfähig, dazu bedarf es entweder eines kapazitätsmäßig geeigneten Energiespeichers oder von Reservekraftwerken auf der Basis von Fossilenergie. Energiespeicher ausreichender Größe sind nicht vorhanden und wird es aus Kostensicht auch nicht geben. Die Wasserstofferzeugung auf hoher See mittels Windstrom ist gegenwärtig science fiction.
Die aktuelle Leistungseinspeisung in den Monaten Januar bis April 2022 offshore in der Nordsee durch Belgien, Dänemark, Deutschland und die Niederlande hat Rolf Schuster in einer Grafik zusammengestellt. Wie unschwer zu erkennen ist, war die Windstromerzeugung in den vier Ländern – gleichzeitig – stundenweise nahezu Null oder aber nur sehr gering. Wie ausgeführt, wird auch ein Zubau von Windenergieanlagen hieran nichts grundlegend ändern.
Linnemann und Vallana [2] konnten belegen, dass europaweit die aufsummierte eingespeiste Leistung der über mehrere tausend Kilometer sowohl in Nord-Süd- als auch Ost-West-Richtung verteilten Windkraftanlagen hoch volatil ist. Ihr Fazit ist erschreckend:
„Die intuitive Erwartung einer deutlichen Glättung der Gesamtleistung in einem Maße, das einen Verzicht auf Backup-Kraftwerksleistung ermöglichen würde, tritt nicht ein. …Windenergie trägt damit praktisch nicht zur Versorgungssicherheit bei und erfordert planbare Backup-Systeme nach heutigem Stand der Technik von fast 100 % der Nennleistung des ‚europäischen Windparks’, solange dessen Nennleistung die kumulierte Jahreshöchstlast der betreffenden Länder zuzüglich Reserven noch nicht überschritten sind.“ Die Backup-Leistungen werden von Kernkraftwerken und Fossilkraftwerken geliefert, wobei in Deutschland der nukleare Beitrag 2022 und die Kohleverstromung spätestens 2038 enden soll.
Nicht nur diese Erkenntnis ist alarmierend, eine Norwegische Studie [3] belegt zudem die Unrentabilität von Offshore Windparks:
Die Investition von „Equinor“, das weltweit größte, in Bau befindliche Offshore-Windparkprojekt auf der Dogger Bank, wird laut einer von der norwegischen Regierung finanzierten Studie unrentabel und im Wesentlichen wertlos sein. Im Endausbau soll der Windpark eine Leistung von 3,6 GW haben.
Die neue Forschung wirft herausfordernde Fragen über die Energiewendestrategie des norwegischen staatlich kontrollierten Öl- und Gasriesen auf. Die Studie ist Teil einer umfassenderen Forschung über potenzielle Möglichkeiten der Energiewende für das Land.
Bemerkenswerterweise wurden die Ergebnisse von den Entwicklern nicht bestritten.
Wir wiederholen in diesem Zusammenhang eine Erkenntnis von Craig Mackinlay MP, der Vorsitzende der parlamentarischen Net Zero Scrutiny Group:
“Es wird immer offensichtlicher, dass unser Streben nach erneuerbaren Energien, insbesondere Wind, bei den beiden Schlüsselkriterien Energiesicherheit und Erschwinglichkeit versagt. Eine vermeidbare Energiekrise rückt näher, aber leider muss unsere Regierung sie noch erkennen.”
[1] https://www.zeit.de/politik/2022-05/robert-habeck-windenergie-europa-esbjerg?page=2
[2] Thomas Linnemann, Guido S. Vallana, Windenergie in Deutschland und Europa, Teil 2: Europäische Situation im Jahr 2017, VGB PowerTech 10/2018